Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum / Situation Kunst
Zoom Squares
Gianni Colombo
1967/68
400 × 700 × 700 cm
5 Diaprojektoren
Standort: Situation Kunst (für Max Imdahl)
Im Moment des Betretens des Raumkunstwerks Zoom Squares begeben sich die Besucher:innen in eine die körperliche, räumliche und visuelle Wahrnehmung verunsichernde Situation. Indem verschiedene Sinne angesprochen werden, wird eine Art der ästhetischen Erfahrung eröffnet, die für den Werkbestand der Kunstsammlungen der Ruhr-Universität und den durch Max Imdahl geprägten Zugang zu Kunst exemplarisch ist. Zudem zeichnen sich die Kunstsammlungen durch die dauerhafte Installation von Raumkunstwerken aus, von denen Zoom Squares eines ist.
Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum / Situation Kunst
R 74-8
Jan Schoonhoven
1974
113,5 × 132 × 7,5 cm
Papiermaché auf Holzplatte
Schenkung durch Albert Schulze Vellinghausen, 1967
Standort: Kunstsammlungen Ruhr-Universität, Campus
Schoonhovens Reliefs sind aus Wellpappe, Pappmaché und weißer Farbe gefertigt. Geometrische Form, Serialität und Wiederholung spielen dabei eine wichtige Rolle, sie machen aus den Reliefs einfach strukturierte Objekte. Je nach Tageszeit und Lichtverhältnissen entwickeln sich jedoch immer anders geartete Licht- und Schattenspiele auf der Oberfläche des Werks, die die Erscheinung des Reliefs immer wieder verändern. So erklärt sich auch die ausschließliche Verwendung der Farbe Weiß, denn als Farbe des Lichts lenkt sie die Aufmerksamkeit auf nichts weiter als die Wahrnehmungseindrücke, die durch das Zusammenspiel von Form und Licht erlebbar werden.
Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum / Situation Kunst
Gran Canaria
Andreas Gursky
1980er Jahre
19,4 × 29,4 cm
Silbergelatineabzug
Standort: Situation Kunst (für Max Imdahl)
In der motivisch sehr reduzierten Fotografie erscheint die massentouristische Urlaubsinsel Gran Canaria wie eine nahezu unendliche und fast menschenleere Dünenlandschaft. Zwei Personen, Fußspuren im Sand und die die Horizontlinie markierende Hotelanlage im Hintergrund geben Auskunft über menschliche Anwesenheit und erinnern an den landschaftsverändernden Tourismus, der nicht nur auf Gran Canaria, sondern auch in Kochel, dem Ankerwerk für diese Fotografie, das Leben vor Ort stark beeinflusste.
Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum / Situation Kunst
ohne Titel (4 Textscheiben)
Ferdinand Kriwet
1971
2,55 × 2 × 0,24 cm
Plexiglas, Leuchtstoffröhren, Stahlrahmen
Standort: Kunstsammlungen Ruhr-Universität, Campus
Ferdinand Kriwets Werk verbindet Sprache mit bildender Kunst. Er entwickelte in den 1960er-Jahren „Seh-Texte“, die sich mit der Frage nach der visuellen Gestaltung von Texten befassten, nicht selten so, dass die Lesbarkeit und das Textverständnis dem visuell-gestalterischen Eindruck der Buchstaben unterliegen. Die Mensa der Ruhr-Universität beherbergt gleich mehrere solcher Sehtexte, die durch grelle Farbigkeit und Neonlicht auf sich aufmerksam machen. Wortschlangen und Überblendungen hinterfragen die den Worten zugewiesene Bedeutung und damit auch ihre automatisierte Wahrnehmung.
Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum / Situation Kunst
Verstummelung 70/32 (Kubus)
Ingeborg Lüscher
1970
32 × 32 × 32 cm
Zigarettenstummel, Klebstoff, Nitrolack (schwarz), Blech
Standort: Situation Kunst (für Max Imdahl)
Auf allen Seiten eines Blechkubus sind je 15 mal 15 schwarz lackierte Zigarettenstummel in regelmäßigen Reihen aufgeklebt. Für ihre sogenannten ‚Verstummelungen‘ arbeitet Ingeborg Lüscher mit Zigarettenstummeln, die sie sammelt, trocknet und auf Objekte klebt. Dabei interessieren sie vor allem die den Kippen durch den Atem der Rauchenden eingeschriebene Lebendigkeit und die kurze Zeitspanne bis zum Verglimmen der Zigarettenglut. Ein von ihr gesammeltes und sortiertes Abfallprodukt wird so zu einem fragilen Erinnerungsträger transformiert, der in dieser Arbeit dennoch in der Lage ist, den Kubus zu tragen.
Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum / Situation Kunst
Juni 83/3
Hans-Jürgen Schlieker
1983
Undatierte Schenkung an die Ruhr-Universität, 1980er Jahre
Standort: Kunstsammlungen Ruhr-Universität, Campus
Mit Schliekers malerischen Gesten sind seine Bilder als Ausdruck von Stimmung, Licht und Farbe oft eine abstrahierende Übertragung von Landschaftserfahrung auf die Leinwand. Der Künstler zählt zu den Vertretern der Malerei des Informel, die sich der Veranschaulichung des Malvorgangs widmet und den Prozess der Entstehung eines Bildes nachvollziehbar macht. Das Zusammenspiel von Farbe und Gestik spielt hier eine wichtige Rolle. In diesem Bild von Schlieker wird der Geste ein besonderer Stellenwert eingeräumt, indem die vehemente, dunkel-gezackte Linie zwei der drei Bildtafeln dominiert. Ihr Fehlen im rechten Bildteil stellt auf das Gesamtbild bezogen nochmals die Bedeutung der Gebärde heraus.
Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum / Situation Kunst
ohne Titel (aus der Serie „Schaufenster“)
Dietmar Riemann
1986-89
Fotografie
Standort: Situation Kunst (für Max Imdahl)
Riemann hat in einer seiner Fotoserien Schaufenster in der damaligen DDR und im Westen Deutschlands fotografiert. Wird in den Fotos aus DDR-Zeiten oft die Trostlosigkeit der Gesamtsituation in den kargen Auslagen der Schaufenster sichtbar, zeigt sich die Schaufensterpuppe in der Auslage eines sogenannten Exquisitgeschäfts in diesem Bild modisch bis ins Detail ausgestattet. Die Drapierung der lebensecht wirkenden Puppe auf einem Spiegelwürfel führt zu dem Eindruck, sie habe drei Beine. Wie auch in anderen Fotografien der Serie Schaufenster zu beobachten, zeichnet sich das Bild durch einen humorvollen und aufmerksamen Blick für Skurrilitäten des Konsums aus.
Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum / Situation Kunst
Schnee-Graphik, Garmisch-Patenkirchen
Anton Stankowski
1936
23,9 × 18 cm
Silbergelatineabzug
Standort: Situation Kunst (für Max Imdahl)
Die von den Autoreifen hinterlassenen Spuren im Schnee werden zu Grafiken, so illustriert es uns auch der Titel. Stankowski ist neben der Fotografie der Grafik nachgegangen und hat so viele Logos verschiedener Unternehmen gestaltet. Sowohl Sailstorfer als auch Stankowski erheben den Autoreifen zum Motiv, wenn er auch bei Stankowksi nur noch in Form seiner Spuren sichtbar ist. Die grafische Struktur, die die Reifen kontraststark in den Schnee gezeichnet haben, erzählen uns die Geschichte ihrer vorherigen Anwesenheit und ihrer Bewegung.
Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum / Situation Kunst
Karstadt Münsterring Interskick Berlin
Rudolf Holtappel
1975
26,4 × 39,8 cm
Silbergelatineabzug
Standort: Situation Kunst (für Max Imdahl)
Auf etlichen Absatzschuhen liegt nicht nur das Hauptaugenmerk der Betrachtenden vor der Fotografie, sondern auch derer, die im meterlangen Konferenzsaal auf sie blicken. Die hier sitzenden, primär männlich erscheinenden Personen, beäugen die ähnlich aussehenden und etwas achtlos platzierten Schuhe leicht desinteressiert, die sich wohl später in den Schuhregalen auf der Verkaufsfläche der Karstadt-Filialen stapeln. Holtappel war viele Jahre als Auftragsfotograf für dieses Unternehmen tätig, in welchem Kontext auch diese Fotografie zu verorten ist.
Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum / Situation Kunst
WW II Germany in Ruins
Margarete Bourke-White
1945
34,3 × 27 cm
Vintage, Silbergelatineabzug
Standort: Situation Kunst (für Max Imdahl)
Aus ungewöhnlicher Höhe hält die US-amerikanische Fotoreporterin Margaret Bourke-White einen kleinen Ausschnitt der zerstörten Stadt Mainz im Zweiten Weltkrieg fest. Die Aufnahme entstand während einer Mission der US-Luftwaffe, die Bourke-White als erste Kriegsberichterstatterin der US-Streitkräfte begleitete. Aus der Vogelperspektive fotografiert wirkt das Bild nahezu abstrakt, bei näherem Hinsehen offenbart sich die Zerstörung der Stadt in den Überresten der Gebäudefassaden. Sie werfen lange schwarze Schatten auf das verwüstete Gelände.
Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum / Situation Kunst
Abendstimmung über rheinischer Landschaft
Lesser Ury
um 1924
63,5 × 95,5 cm
Öl auf Leinwand
Standort: Situation Kunst (für Max Imdahl)
Im Gegensatz zu Lesser Urys bekannteren Werken zeigt Abendstimmung über rheinischer Landschaft nicht etwa die lebhaften Straßen Berlins, sondern einen Naturpfad bei Sonnenuntergang. Das alleinstehende Haus am rechten Bildrand fügt sich so passend in den harmonischen Hintergrund ein, dass die Farbe des Daches dem Horizont zum Verwechseln ähnlich scheint. Durch das Grün der Bäume, welches sich stark vom rot-gelb gefärbten Himmel abhebt, entsteht diese kontrastreiche Idylle jenseits der Großstadt.