Emil Schumacher Museum, Hagen

Pinatubo

Emil Schumacher

1992
170 x 250 cm
Öl auf Holz
Nachlass des Künstlers

Das großformatige Gemälde „Pinatubo“ von 1992 ist ein eindrucksvolles Hauptwerk Emil Schumachers, das ganz im Zeichen gestischer Abstraktion steht. Ausgehend vom Informel der 1950er- und 60er-Jahre entwickelte Schumacher seine unverkennbare Bildsprache stetig weiter. Sie vereint expressive Farbigkeit, gestisch-dynamischen Farbauftrag, experimentellen Umgang mit dem Material sowie dem entstehenden Bild und eine schließlich wieder durch die Abstraktion brechende Figuration im Spätwerk des Malers.

Emil Schumacher Museum, Hagen

GG-10/1991

Emil Schumacher

1991
66 x 85 cm
Gouache (Mischtechnik) auf grauem Aquari-Bütten
Nachlass des Künstlers

Über 80 Jahre liegen zwischen der Entstehung von Gabriele Münters Schneelandschaft und der Arbeit GG-10/1991 von Emil Schumacher und doch entspringen sie der gleichen Liebe zur Landschaft, die beide geprägt hat. 1909 kaufte Gabriele Münter gemeinsam mit Wassily Kandinsky das heute als Museum existierende Münter-Haus in Murnau. In dieser Umgebung fand sie ihren künstlerischen Weg, das Bild Schneelandschaft bei Kochel aus dem Winter 1909 strahlt in seinen starken, leuchtenden Farben und Formen eine große Energie aus. Das verbindet die beiden Werke, denn auch die Gouache Emil Schumachers zeugt von der Kraft und Dynamik der Landschaft. Wenn auch ihre Formen sehr viel stärker im Ungewissen gelassen werden, so hat man doch die Assoziation von Horizont, Bergen, Schnee, Himmel, Wolken. Schumachers Rückzugsort in den Bergen war das Engadin.

Emil Schumacher Museum, Hagen

GE-9/1991

Emil Schumacher

1991
58 × 81 cm
Gouache (Mischtechnik) auf schwarzem Bütten mit collagierter Spiegelscherbe
Nachlass des Künstlers

Zwei dunkle Räume – einmal ein Braukeller, einmal schwarzes Bütten – sind die Folien, auf denen sich zeichnerisch die Werke von Keith Sonnier und Emil Schumacher entwickeln. Keith Sonniers Tunnel of Tears von 2002 inszeniert das Licht als tanzende Neonlinien wechselnd in Rot und Blau im Gewölbe. Man kann sich der emotionalen Wirkung des Lichtes, das allein den Raum strukturiert, nicht entziehen. Tränen der Freude, Tränen der Trauer scheinen sich in der Feuchtigkeit des Bodens zu sammeln. In Emil Schumachers Gouache von 1991 durchfurchen weiße Linien das Dunkel des Blattes, wie Lichtblitze in einer dunklen Landschaft, verstärkt noch durch eine mittig eingearbeitete Spiegelscherbe, die durch die wechselnde Position des Betrachtenden das Bild permanent verändert. Beide Künstler machen bewusst, das Licht und Dunkel untrennbare Komplementäre sind.

Emil Schumacher Museum, Hagen

10/1968

Emil Schumacher

1968
16,5 x 12,3 cm auf 39 x 26,5 cm
Aquatinta-Radierung und Prägedruck
Nachlass des Künstlers

Während Emil Schumacher in den 1930er- und 1940er-Jahren vornehmlich mit druckgraphischen Verfahren wie Holz- und Linolschnitt arbeitete, wandte er sich ab Ende der 1950er-Jahre der Radierung zu. Zu dem umfangreichen graphischen Gesamtschaffen Schumachers zählt auch die aus dem Jahr 1968 stammende Aquatinta-Radierung. Einfaltungen an den Ecken der Druckplatte und zwei rechteckig zum Farbauftrag geätzte Flächen im Zentrum betonen die in das Papier geprägten Faltungen. Während Schumacher mit Materialität experimentierte, spielte Gianni Colombo als Vertreter der Kinetischen Kunst dagegen mit Faktoren wie Licht, Bewegung und Raum. Für ihn liegt der Reiz in der Bewegung des Betrachtenden innerhalb der von ihm geschaffenen Raumstruktur und in dem daraus resultierenden Wahrnehmungswechsel.

Emil Schumacher Museum, Hagen

Subito

Emil Schumacher

1998
169,5 x 120 cm
Öl auf Leinwand
Nachlass des Künstlers

Zwei Elemente verbinden die Arbeiten Subito von Emil Schumacher und Zeit ist keine Autobahn von Michael Sailstorfer, der zur künstlerischen Enkelgeneration von Emil Schumacher gehört: der Zeitbezug des Titels und das Rad als wichtigstes Element. Schumacher konterkariert mit dem Titel „Sofort“ den Ewigkeitsanspruch des Symbols des Rads, das für Unendlichkeit ohne Anfang und Ende steht, für Bewegung und Energie. Bewegung durch Energie setzt Sailstorfer ein. Der Reifen dreht sich an der Wand, nutzt sich ab, vergeht langsam, der Abrieb auf dem Boden macht diesen Prozess sichtbar. Erlebt man die Installation, so kommen der stechende Reifengeruch und das Motorengeräusch zum Seherlebnis hinzu, es ist also ein alle Sinne ansprechendes Kunstwerk. Beide Werke stellen die Unumkehrbarkeit der Zeit vor Augen und sind Aufforderungen zum „carpe diem“.

Emil Schumacher Museum, Hagen

Illustration zu "Der grüne Tisch"

Emil Schumacher

1951
29,5 × 20 cm
Tusche auf Röntgenfolie
Nachlass des Künstlers

Im Umfeld der 1948 durch Emil Schumacher mitgegründeten Künstlergruppe junger westen kam es zu künstlerischen Aufträgen für die Programmhefte der Ruhrfestspiele in Recklinghausen. So illustrierte Schumacher mitunter eine Szene aus Der Grüne Tisch, ein 1932 in Paris uraufgeführtes Ballett von Kurt Jooss, das hochpolitisch ist. Das expressionistische Ballett interpretiert den Ersten Weltkrieg als Totentanz, in welchem zehn schwarz gekleidete Herren am grünen Tisch über die politische Lage der Welt verhandeln und dort über Leben und Tod entscheiden. Der mit Tuschfeder gezeichnete Grüne Tisch Schumachers wird hier dem 1969 entstandenen Stahltisch des Bildhauers Anatol Herzfeld gegenübergestellt, dessen Kunst gleichfalls Bezug auf soziopolitische Themen der Gegenwart nimmt.

Emil Schumacher Museum, Hagen

Hama X

Emil Schumacher

1984
30 × 40 cm
Öl auf Karton, Sisalcollage
Nachlass des Künstlers

Mitten im Ersten Weltkrieg malte Kurt Schwitters eine Landschaft mit dem Hof Opherdicke, ein Ort des Friedens. Hierhin führte seine Hochzeitsreise 1916, kurz darauf wurde sein erster Sohn geboren und starb, er selbst wurde zum Kriegsdienst eingezogen – Lebensereignisse, die ihn tief erschütterten. Seine Kunst änderte sich radikal. Schwitters suchte neue Ausdrucksformen und wurde einer der bedeutendsten Künstler:innen des 20. Jahrhunderts. Seine Collagen dadaistisch, konstruktivistisch, zuweilen surrealistisch und wortgewaltig suchten für die Absurdität des Daseins eine Form. Hier kann eine Verbindung zum Werk des jüngeren Emil Schumacher liegen , dessen Bilder, so auch Hama X, oftmals nicht übersetzbare Titel tragen, die jedoch bei den Betrachtenden Assoziationen wecken, und deren Formen – hier die Hausform – aufscheinen, ohne fassbar zu werden.

Emil Schumacher Museum, Hagen

G-42/1987

Emil Schumacher

1987
50,5 x 65 cm
Gouache (Mischtechnik) auf Bütten
Nachlass des Künstlers

Schuhe bringen den Menschen in Bewegung, tragen ihn durch die Landschaft. Das gilt für die Vorbilder der roten Stilettos des Pop-Art Künstlers Heiner Meyer wie für den nur skizzenhaft angedeuteten Bergschuh zur Erwanderung des Engadins von Emil Schumacher. Die Dimensionen der beiden Arbeiten könnten allerdings unterschiedlicher nicht sein: Schumachers monumental in der Landschaft stehender Wanderstiefel ist eine vergleichsweise kleine Gouache von 50,5 x 65 cm, Heiner Meyers Red Heels sind 7 feine, aufeinander fußende Stilettos, die als 6 Meter hohe Landmarke die Besucher vor dem Schloss Oberhausen empfangen. Damit macht Meyer gleich zwei ehemals königliche Privilegien zum stets verfügbaren Allgemeingut: die roten Sohlen und die High Heels – früher dem französischen Hof vorbehalten, heute Symbol eines Luxusobjekts.

Emil Schumacher Museum, Hagen

Bombenangriff auf eine Stadt

Emil Schumacher

1946
30 x 42,7 cm
Holzschnitt
Nachlass des Künstlers

Werner Gilles, der noch am Bauhaus bei Lyonel Feininger lernen konnte und zu Beginn der Nazi-Herrschaft und der damit einhergehenden Unterdrückung der zeitgenössischen Kunst bereits zum eigenständigen Künstler gereift war, greift nach 1945 auf sein Repertoire zurück, um die Zerstörungskraft einer Bombennacht als fast spielerisch stürzende Formen darzustellen, die ihren Schrecken erst auf den zweiten Blick offenbaren. Diese Schrecken des Bombenangriffs sind Schumachers Komposition dagegen förmlich eingeschrieben – in eine rotglühende Stadtlandschaft, ein verängstigtes Gesicht, eine isoliert ausgestreckte Hand. Während Gilles eine konstruktivistische Trümmerlandschaft gestaltet, bringt Schumacher die Situation in einem expressiven Chaos zum Ausdruck.

Emil Schumacher Museum, Hagen

Tastobjekt 33/1957

Emil Schumacher

1957
28,5 × 25 cm
Weichfaserplatte mit Nägeln
Nachlass des Künstlers

Nur sechs Jahre liegen zwischen den Werken von Emil Schumacher und dem jüngeren Günther Uecker. Beide arbeiten mit Materialcollagen, doch wie anders ist die Zielsetzung dieser zwei Kunstwerke – wenngleich beide mit Nägeln arbeiten. Schumacher knüpft in seinen Tastobjekten der späten 1950er-Jahre an die aktuelle Entwicklung der Kunst nach 1945 an, in der Künstler:innen wie Lucio Fontana den vertrauten Rahmen der Malerei verlassen und ihre Arbeiten in den Raum erweitern. Schumacher experimentiert, sucht seinen Weg zur eigenen Bildsprache im Verhältnis von Raum und Objekt. Uecker nimmt sich den Fernseher vor, ein 1963 seltenes Luxusobjekt im Wohnzimmer – das ZDF ging als zweiter Sender erst in diesem Jahr auf Sendung. Er verwandelt ihn zum Störfaktor des Sehens. Es ist Ueckers Statement gegen das gelenkte Fernsehen und für das freie Sehen.

Emil Schumacher Museum, Hagen

G-76/1986

Emil Schumacher

1986
28 x 20,5 cm
Gouache (Mischtechnik) auf Skizzenblockpapier
Nachlass des Künstlers

Nachdem Emil Schumacher sich ab 1950 von der Gegenständlichkeit löste und fortan zunehmend der Abstraktion widmete, griff er Anfang der 1980er-Jahre wieder zunehmend auf gegenständliche Grundmotive wie Rad, Leiter, Tiere oder Figuren zurück. Es sind zumeist Motive, die bereits im Frühwerk des Künstlers angelegt sind und im Spätwerk in abstrahierter Form zurückkehren. Ein Beispiel ist diese Gouache Schumachers, die eine badende Frau zeigt und zugleich als Motiv während eines Urlaubs auf Ibiza zur Entspannung gezeichnet wurde. Anders als Schumacher, der sein Motiv in der ihm eigenen zeichnerischen Hand aus der Geste heraus visualisiert, entwickelte der Bildhauer Wilhelm Lehmbruck seit 1910 eine ganz individuelle Formensprache für die menschliche Figur und die Seinszustände des Menschen.