Emschertal-Museum Herne, Städtische Galerie
Konstruktive Struktur, Schwarz mit Rot 2196
Helmut Bettenhausen
1996
185 × 110 cm
Holz, Pappe, Schultafellack, Schwarz mit Talkum und Rot
Ankauf vom Künstler über Galerie Wurm am 08.12.1999
In der Sammlung des Emschertal-Museums sind hauptsächlich Werke lokaler Künstler:innen vertreten. Für die regionale Kunstszene und darüber hinaus von Bedeutung sind die Arbeiten der Künstlergruppe B1, zu der auch Helmut Bettenhausen, einer der bedeutendsten Herner Künstler:innen, gehörte. Konstruktive Struktur Schwarz mit Rot 2196 ist eine von vielen reliefhaften Bildtafeln, auf welcher Noppenformen unterschiedlich angeordnet sind. Diese wechselnden Strukturen zeigen Bezüge zur industriellen Arbeitswelt mit Nieten und Schraubenköpfen im Ruhrgebiet.
Emschertal-Museum Herne, Städtische Galerie
Bauernhof Weusthoff
Gerhard Ullmann
1945
17 × 25 cm
Aquarell auf Papier
Seit 1986 in der Städtischen Kunstsammlung Herne
Gerhard Ullmann hat in zahlreichen Arbeiten die Umgebung der Stadt Herne festgehalten.
Der historische Hof Weusthoff wurde im Jahr 1705 von dem Bauern Johann Hendrich Weusthoff erbaut. Er steht heute noch abgeschieden von der Zivilisation an seinem ursprünglichen Platz.
Der Hof mit dem Teich strahlt eine idyllische Ruhe ohne Großstadtlärm aus. Diese Atmosphäre greift Ullmann auf. Das Aquarell zeigt den Bauernhof mit einer Scheune, die von weiteren Gebäuden gerahmt wird. Die von Menschen erbaute Scheune in der linken Bildhälfte steht der Natur, dargestellt durch die Baumstämme auf der rechten Bildseite, entgegen. Es entsteht eine Symbiose von Mensch und Natur.
In lockerer Strichführung hält Gerhard Ullmann die idyllischen, in den späten 1940er Jahren von der Landwirtschaft geprägten Ränder einer typischen Industriestadt im Ruhrgebiet fest.
Emschertal-Museum Herne, Städtische Galerie
2x Multiple (konvex-konkav)
Ewerdt Hilgemann
1969
je 50 × 50 cm
Plastik, Relief
Ewerdt Hilgemann gehört zu den Künstler:innen, die in den 1960er-Jahren an konstruktivistische Tendenzen des frühen 20. Jahrhunderts anknüpften, um sich von den vorherrschenden Tendenzen der informellen Malerei abzusetzen.
Beide Arbeiten bestehen aus Reihen von unterschiedlich hohen Zylindern, so angeordnet, dass sie eine Bewegung nach außen oder innen darstellen.
Die Höhen der weißen Zylinder auf dem linken Bild nehmen von den Seiten ausgehend zur Mitte hin ab. Sie treffen sich fast ebenerdig auf der mittleren Linie. Hier sind sie in Rot gehalten, sodass sie sich dem Hintergrund anpassen. In den Reihen darüber und darunter brechen einzelne rote Röhren aus der farbigen Struktur aus. Auf dem rechten Werk verläuft die Bewegung andersherum.
Die Abfolge der Zylinder vermittelt den Eindruck einer Bewegung, die einen neuen Raum erschafft.
Emschertal-Museum Herne, Städtische Galerie
Herner Schaufenster um 1900 im Schloss Strünkede
Matthias Beckmann
2011
29,7 × 21 cm
Zeichnung, Bleistift auf Papier, aus der 11-teiligen Serie "Gänse, Ritter, Mausefallen"
Seit 2011 in der Städtischen Kunstsammlung Herne
Die Serie Gänse, Ritter und Mausefallen wurde von Matthias Beckmann für das Emschertal-Museum angefertigt. Der Künstler fertigte viele solcher Serien zu Institutionen oder Gebäuden an. Seine Zeichnungen entstehen vor den jeweiligen Motiven vor Ort. Dabei geht es ihm nicht primär um die Inhalte und Situationen, sondern um den Vorgang des Sehens, mit dessen Hilfe er seine Serien erschafft.
Auf dem Werk ist eine Schaufensterinszenierung im Schloss zu sehen. Es zeigt ein Damenkleid sowie Hüte, Stiefel, Bilder und andere Alltagsgegenstände. Die Objekte sind auf ihr Wesentliches reduziert, ihre Konturen treten klar hervor. Hier wird die unmittelbare Wahrnehmung des Künstlers wiedergegeben, ohne nachträgliche Bearbeitung.
Mit einfachen, präzisen Strichen schafft es Matthias Beckmann, eine Szenerie wiederzugeben, die keinerlei Farbe benötigt.
Emschertal-Museum Herne, Städtische Galerie
Winterlandschaft im Sauerland
Heinrich Rudolph
1961
74 × 43 cm
Ölmalerei auf Holz
Heinrich Rudolph gehört zu den regionalen Künstler:innen, die nach dem Zweiten Weltkrieg den Neuanfang der bildenden Kunst der Region mitbegründeten. Künstlerisch knüpfte er an die Klassische Moderne mit ihren abstrahierenden Formen an.
Seine Winterlandschaft zeigt eine bergige Szenerie mit in die Tiefe gestaffelten Bergen und Wäldern. Ein Weg führt in das Bild hinein. An ihm reihen sich stilisierte Häuser auf. Im rechten Vordergrund befinden sich Menschen, die sich scheinbar auf einer Eisfläche vergnügen. Sie sind mit eher flüchtigen Pinselstrichen dargestellt.
Heinrich Rudolph konturiert die Landschaftsformen in seinem Bild mit dunklen Linien, wobei die entstehenden Schichten eher flächig ausgemalt sind.
Emschertal-Museum Herne, Städtische Galerie
Ohne Titel
Günther Dohr
1969
90 × 90 × 26 cm
Objekt, Acrylglaskasten, Leuchtstoffröhren
Seit 1986 in der Städtischen Kunstsammlung Herne
Günther Dohr gehörte zu den jungen Künstler:innen der 1960er-Jahre, die industrielle Materialien und Technologien neu entdeckten und in ihre Kunst einbezogen. Er begann mit Licht zu experimentieren. Zunächst entstanden unbewegte Lichtobjekte mit dem neuen Material Leuchtstoffröhre. Aus ihnen entwickelte er Leuchtkästen mit rotierenden Zylindern.
Im beleuchteten Zustand besteht der Hintergrund der Arbeit aus einem regelmäßigen Muster aus schräg angeordneten kleinen Leuchtstoffröhren, die auf der Spitze stehende Quadrate bilden. Davor sind mittig drei zylindrische Röhren gelegt, in denen sich das Licht spiegelt und bricht, sodass das regelmäße Muster aufgelöst wird.
Emschertal-Museum Herne, Städtische Galerie
Herner Stadtgrenzen
Ferdinand Ullrich
1985, 2017 neu aufgelegt
30 × 30 cm
Fotografie, Serie aus 40 Fotografien
Seit 2017 in der Städtischen Kunstsammlung Herne
Straßenverkehr war nach 1945 ein gängiges Kunstmotiv. Ferdinand Ullrich hat in einer Serie von Fotografien die Grenzen der Stadt Herne dokumentiert. Es sind Momentaufnahmen von Randgebieten, in denen eine Stadt fließend in die andere übergeht oder sich Reste der landwirtschaftlichen Nutzung zeigen.
Das Bild zeigt eine Kurve vor einer geschlossenen Ortschaft. Während die Straße und der Himmel jeweils einen großen Teil des Bildes einnehmen, scheinen die kahlen Bäume und menschenleeren Häuser fast bedeutungslos. Diese befinden sich genau auf der horizontalen mittleren Linie und fungieren wie eine Brücke zwischen Himmel und Erde. Das Auto verlässt eine Stadt und fährt in eine andere Stadt hinein. Dieser Übergang wird von dem kleinen Ortsschild, welches zentral in der Mitte des Bildes steht und die Häuser in seiner Höhe einrahmt, markiert.
Emschertal-Museum Herne, Städtische Galerie
Froschkönig und Schuh
Rainer Henrichs
1972/75
62,5 × 44 cm
Druckgrafik, Siebdruck auf Papier
Seit 2001 in der Städtischen Kunstsammlung Herne
Das Motiv des Schuhs wird vor allem in der Pop Art der 1960er-Jahre aufgegriffen.
Rainer Henrichs zeigt zwei Schuhe, die er auf Umrisslinien reduziert. Sie stehen sich im rechten Winkel horizontal und vertikal gegenüber. Bei einem sind Schattenwürfe angedeutet, die ihn plastischer erscheinen lassen. Die beiden Schuhe sind in eine konstruktive Zeichnung eingebettet, welche aus horizontalen und vertikalen sowie einer diagonal verlaufenden Linie besteht. In der Mitte des kleineren Quadrates findet sich eine Dose mit Schuhcreme einer bekannten Marke, deren Deckel diagonal geteilt ist. Die eine Seite zeigt das Logo der Marke, die andere lässt eine Holzmaserung erkennen. Während der Bildtitel und das Logo der Dose auf das Märchen vom Froschkönig hinweisen, könnte die Holzmaserung einen Hinweis auf das Material der dargestellten Schuhe liefern.
Emschertal-Museum Herne, Städtische Galerie
Stehender Jüngling
Gerhard Marcks
1960
Höhe: 55 cm
Bronze
Gerhard Marcks gehörte zu den Bildhauer:innen, die in der Bundesrepublik der 1950er und 1960er-Jahre trotz der vorherrschenden gegenstandslosen Tendenzen weiter an neuen Formen der figürlichen Kunst arbeiteten.
Sein Stehender Jüngling zeigt eine schlanke Figur, die ihre Arme ausgestreckt vor der Brust verschränkt hat, wobei eine Handfläche nach außen weist. Er steht fest auf beiden Beinen. Die Körperformen sind stark vereinfacht, die Muskelpartien oft nur linear angedeutet. Das wird vor allem bei dem Kopf mit seinen punktförmigen Augen und dem haubenartigen Haarschopf deutlich.
Marcks nimmt mit seiner Figur Tendenzen der expressionistischen Skulptur des frühen 20. Jahrhunderts auf.
Emschertal-Museum Herne, Städtische Galerie
Ohne Titel
Otto Piene
1962
52 × 79 cm
Beitze auf Papier
Seit 1993 in der Städtischen Kunstsammlung Herne
Wie Günther Uecker war auch Otto Piene Mitglied der Künstlergruppe Zero, die Ende der 1950er-Jahre gegründet wurde. Sie proklamierte einen Neuanfang der Künste, indem sie neue technische Mittel wie Licht und Bewegung in ihre Arbeiten miteinbezieht.
Otto Piene begann in den 1960er-Jahren mit Feuer zu experimentieren. Er verbrannte Pigmente, wobei die zufälligen Spuren des Brandes das Bild erschaffen.
Hier nimmt er die zufällig entstehenden Gebilde auf. Die blumenartige Gestalt wird aus rundlichen und geraden Formen gebildet. An und in ihr sind deutliche Spuren von Pigmenten und dem Verlauf der Farbe sichtbar, welcher sich mittig nach unten richtet.
Emschertal-Museum Herne, Städtische Galerie
Cube Cracks
HD Schrader
1995
je 29,7 × 21 cm
Zeichnung, Kreide und Buntstift auf Millimeterpapier, 12-teilige Serie
Seit 2005 in der Städtischen Kunstsammlung Herne
Die Ausstellung Cube Cracks war eine Veranstaltung der Städtischen Galerie und der Flottmann-Hallen in Herne im Jahr 1995. Der Weg zwischen beiden Kunstorten wurde zum Ausstellungsort von sechs Cube Cracks an den U-Bahn-Stationen. Die bis zu 7,50 m großen Skulpturen bilden eine Einheit, da sie aus derselben Grundform von drei Quadern gearbeitet sind. Sie blieben nach der Ausstellung dauerhaft im Herner Stadtraum stehen. Die anderen sechs Cube Cracks fanden zur Zeit der Ausstellung ihren vorübergehenden Platz in den Flottmann-Hallen selbst.
HD Schraders Zeichnungen zeigen die konstruktive Idee, die hinter den Plastiken steht. 12 verschiedene Cube Cracks entstehen aus einem Quader. Die Skulpturen sind jeweils im Raum des Quaders angeordnet. Aus den vorhandenen plastischen Kuben ließe sich schließlich die Form des Quaders wieder zusammensetzen.