Flottmann-Hallen Herne
Stahlschnitt
Peter Schwickerath
2004
240 × 480 × 430 cm
Stahl
Peter Schwickeraths Stahlschnitt steht exemplarisch für den SkulpturenPark Flottmann. Im Jahr 2004 war es unter anderem diese Arbeit, die den Auftakt für Ausstellungsaktivitäten unter freiem Himmel bedeutete. Unter dem Titel Stahlskulptur außen wurde erstmals nicht nur die Kunsthalle, sondern auch der Platz vor den Hallen bespielt. Die Skulptur blieb stehen und war der Anfang von dem, was im Kulturhauptstadtjahr 2010 offiziell der SkulpturenPark wurde. Mittlerweile stehen drei Werke Schwickeraths auf dem Gelände.
Flottmann-Hallen Herne
Schöpfer
Sandro Antal
1995
140 × 90 × 63 cm
Stahl
Wie Anatol Herzfeld war der zwölf Jahre jüngere Sandro Antal Student an der Düsseldorfer Kunstakademie. Beide blieben ihrer Alma Mater als Lehrbeauftragte verbunden und auch künstlerisch stehen beide in der Tradition des Erweiterten Kunstbegriffs des damaligen Direktors Joseph Beuys. Alltägliche Gegenstände – hier in beiden Fällen ein Tisch, außerdem bei Anatol die Stühle und bei Antal die Schöpfkelle – werden in bildhauerischer Bearbeitung nachgeahmt und finden Einzug in die Material- und Formensprache künstlerischen Schaffens. Auch die besonders ausgeprägte politische Dimension ist beiden Werken ähnlich: Innerhalb einer Performance wurde am Stahltisch Anatols eine Vernehmungssituation simuliert, die für die Zensur der freien Rede steht. Mit seinem Schöpfer spielt Sandro Antal derweil auf globale Hungerkatastrophen an.
Flottmann-Hallen Herne
Boden-Wand-Objekt
Peter Schwickerath
2020
150 × 45 × 30 cm
Doppel - T- Träger 12 cm rot pulverbeschichtet
Neben der Farbigkeit und der Verwendung des Materials Stahl, lassen sich auf den ersten Blick wenig Bezüge zwischen Heiner Meyers Red Heels und Peter Schwickeraths Boden-Wandobjekt herstellen. Bei Betrachtung der Herstellung der für das Schloss Oberhausen entwickelten Skulptur zeigen sich viele Gemeinsamkeiten. Die Verwendung von Stahl in der zeitgenössischen Bildhauerei ist ab einer gewissen Dimensionierung eine Teamarbeit unterschiedlicher Gewerke. Bisweilen sind Ingenieur:innen und Statiker:innen am Werk, es wird lasergeschnitten, abkantgepresst oder pulverbeschichtet, Fundamente werden gegossen und Kräne bestellt. Dass diese Prozesse jedoch für das Publikum nicht ersichtlich sind, ermöglicht den unverstellten Blick auf die ausdrucksstarken Arbeiten beider Künstler. Es ist auch die Kunst, schwierige Dinge einfach aussehen zu lassen.
Flottmann-Hallen Herne
Konturenwolke
Ulrich Möckel
2018/23
Hartschaum nach Baumkonturen, Motor, Zeitschaltung
Ulrich Möckels Werk fokussiert den Baum, für ihn ein Sinnbild des Lebens. Dabei geht es ihm seltener um das Material Holz, sondern um eine formale Auseinandersetzung: seine Konturen aus Umrisslinien verschiedener heimischer Baumarten stehen exemplarisch für sein Werk. Sie tauchen in vielen Ausführungen in seinen Arbeiten auf: in Bronze oder Beton gegossen, als Skulpturen im öffentlichen Raum sowohl in Hamm als auch in Herne und aus schwerem Corten-Stahl oder als Neon-Röhren, schwebend aufgehängt. Der Baumstamm steht dabei symbolisch als verbindendes Element zwischen Himmel und Erde, das in der schwebenden Konturenwolke eine besondere Betonung erfährt. Die Wolken, die Möckel mithilfe unzähliger Konturen aus Hartschaum erzeugt, ähneln im besonderen Maße denen, die Wilhelm Morgners expressionistische Landschaft zeigt.
Flottmann-Hallen Herne
Kartonobjekt
Peter Schwickerath
2000
Doppelausschnitt konvex/konkav
Der Bildhauer Peter Schwickerath ist vor allem für seine großformatigen Stahlskulpturen bekannt, die in manchen Innenstädten zu finden sind. Die kleinformatigen Arbeiten des Düsseldorfers sind häufig Vorstudien, denn für ihn gilt: „Alles was im Kleinen funktioniert, gelingt eingeschränkt auch im Großen.“ In beiden Ausführungsformen finden sich die Aspekte Schwickeraths konkreter Kunst wieder: alltägliches Material und geometrische Formen. Auch die Methoden – hier das Ausschneiden und Falten – sind wiederkehrende Elemente. Die Arbeiten sind präzise, rational und unabhängig von Subjektivität auf die Komposition ausgelegt. Doch ähnlich wie bei Moholy-Nagys malerischen Farbkompositionen ergibt sich aus der gegenstandslosen, auf geometrische Formen reduzierten Arbeitsweise ein spielerisches Potential der unzähligen Gestaltungsmöglichkeiten.
Flottmann-Hallen Herne
ohne Titel
Reiner Seliger
2016
Glas und Stahl
Ein künstlerisches Thema Reiner Seligers ist es, für sein verwendetes Material – oft nur eines pro Werk – einen ästhetischen Rhythmus zu finden. So entstehen Plastiken aus geschichtetem Ziegelstein oder Rauminstallationen aus Styropor und Wandarbeiten aus Kreide oder Glas. Gebrauchsmaterial wird in Seligers Arbeiten zum Strukturelement und eröffnet unendliche gestalterische Möglichkeiten im Abstrakten.
So wie Josef Albers‘ Gemälde Oscillating (A) in der Wechselwirkung der Farben zueinander eine räumliche Dynamik erzeugt, wird die Raumwirkung in Seligers Glasrelief durch das Material beeinflusst. Bei wechselnder Perspektive ändern sich Lichteinfall und Schatten, Reflexionen und Farbeindruck. Beide Arbeiten spielen mit der Wahrnehmung und vereinen somit gleichzeitig eine durchdachte Komposition mit nicht steuerbarer Zufälligkeit.
Flottmann-Hallen Herne
Pulverschnee
Reiner Seliger
2023
80 × 75 cm
Kreidepulverschüttung in Acrylvitrine
Reiner Seligers Arbeiten sind häufig monochrom und spielen mit Strukturen und Rhythmen des eingesetzten Materials. Lange arbeitet er mit Schulkreideresten, die er für Reliefs stapelt und schichtet. Die Wiederverwendung oder das Recycling von Materialabfällen ist ein wichtiges Thema. Seligers Landschaften aus Kreidestaubschüttungen entstehen durch unterschiedliche Verdichtungen, die topographisch anmutende Strukturen hinterlassen. Der Kreidestaub ist dem Schnee dabei nicht ganz unähnlich, so dass die Assoziation mit verschneiten Hügeln und Tälern dem Künstler vor Augen stand. Spannend ist die Gegenüberstellung dieses leisen, fast minimalistischen Werkes mit der expressionistischen Schneelandschaft bei Kochel von Gabriele Münter. Ist die Farbe das Vehikel, mit dem Münter ihre Landschaft ausbuchstabiert, ist es bei Seliger das Material.
Flottmann-Hallen Herne
Wasserlauf
Ulrich Möckel
2010/2019
Ø ca. 300 cm
Zinkkontur nach Pflaumenbaum, Wasser, Umwälzpumpe, Lampen, Piezo-Elemente, Lautsprecher, Zeitschaltuhr
Der Baum ist ein zentrales Thema in Ulrich Möckels Schaffen, meist in abstrakter Form. Wiederkehrend dienen Baumkonturen, deren Umrisse er zumeist weit unten am Stamm abnimmt, als Ausgangsform für seine Arbeiten. Die vergrößerte Kontur eines Pflaumenbaums hat Möckel aus Zink zu einem Wasserlauf geformt, der sich durch Umwälzpumpen per Zeitschaltuhr in Bewegung setzt. Umgekehrt zum Tunnel of Tears von Keith Sonnier entsteht durch die Beleuchtung eine Reflexion der Wasseroberfläche an der Decke über der Installation. Der Baum steht in Möckels Werk symbolisch für das Sinnbild des Lebens und als verbindendes Element zwischen Himmel und Erde. Die immateriellen Spiegelungen, die vom Wasserlauf erzeugt werden, verleihen der Arbeit dabei eine besondere Symbolkraft und Poesie, die auch dem Tunnel of Tears innewohnt.
Flottmann-Hallen Herne
FREE FLOW
Max Scholz
2019
ca. 100 × 100 cm
Wandarbeit (Edition), 3-teilig, Metall, Acrylgals, Meschanik, Elektromotor
Viele der kinetischen Arbeiten von Max Scholz sind elektrisch betrieben und beschreiben einen unentwegten Kreislauf der Bewegung. So auch die Figur, die unerlässlich eine Rolltreppe hinauffährt. Oben am Scheitelpunkt angelangt fehlt das Geschoss, auf der Unterseite geht es kopfüber wieder hinab: Free Flow.
Die Idee der ewigen, vergeblich erscheinenden Bewegung wird ebenso von Michael Sailstorfers Zeit ist keine Autobahn aufgenommen. Die Motorengeräusche und bei Sailstorfer auch der Geruch des Reifenabriebes werden zum Bestandteil der Arbeiten. Nicht nur durch die Verwendung industrieller Komponenten und den Antrieb durch Motoren wohnt beiden Werken etwas sehr Zeitgeistiges inne. Sie sind Hamsterräder innerhalb einer modernen Gesellschaft, in der das Fortkommen zur Normalität wurde, jedoch das Ziel nicht immer klar ist.
Flottmann-Hallen Herne
Siedlung Sehnsucht
Max Scholz
seit 2011
Einzelobjekt: 40 × 65 × 88 cm
Aluminium, LED-Displays
Kurt Schwitters zeigt Gut Opherdicke inmitten grüner Wiesen. Dort hatte er während der Kriegsjahre Zeit verbracht, und auch seine Hochzeitsreise führte ihn dorthin. Für ihn vermeintlich ein Ort glücklicher Erinnerungen, gar ein Sehnsuchtsort, den er idyllisch darstellt. Max Scholz‘ Siedlung Sehnsucht greift die tradierte Form eines Hauses auf, das skulptural abstrahiert und vereinheitlicht zu einem utopischen Entwurf wird. Die auf dem Dach installierten LED-Felder zeigen verpixelte Videocollagen von Flugzeugen. Ein im Netz der Informationen verwobener Ort der Ortlosigkeit wird zum Sehnsuchtsort. Bei aller formalen Strenge und technikaffinen Umsetzung: Max Scholz‘ Werk fragt immer nach dem Kern menschlichen Seins und thematisiert das tiefe Bedürfnis, in Bewegung zu bleiben, sich die Welt anzueignen und sich einen Lebensraum zu entwerfen.
Flottmann-Hallen Herne
Doppelobjekt
Peter Schwickerath
2016
60 × 90 cm
lasergeschnittenes Schwarzblech
Die Variation von Gestaltungsmustern mithilfe reduzierter Ausdrucksmittel
ist sicherlich eine hervorstechende Eigenschaft der konkreten Kunst. Sie findet sich im Werk Helmut Bettenhausens wie auch Peter Schwickeraths wieder, die beide – wenn auch in unterschiedlichen Studiengängen – in den 1960er-Jahren an der Folkwang Universität studierten. Ein Thema im Werk Schwickeraths ist das Öffnen von geschlossenen Körpern durch Einschnitte, im Fall des Doppelobjekts in ein unlegiertes Stahlblech, das durch Oxidation nachdunkelt. Bettenhausens Konstruktive Struktur entstand durch das Aufbringen von Pappnoppen. Die lebendig, fast metallen anmutende Oberfläche ergibt sich aus einem Farbauftrag aus Tafellack und Talkum und sind ein Rückbezug auf seinen Lehrberuf des Metalllackierers.