Kunstmuseum Bochum
Der Traum
František Kupka
1909
31,5 × 32 cm
Öl auf Karton
Das kleinformatige Ölbild des tschechisch-französischen Malers Kupka gilt als Schlüsselwerk seiner künstlerischen Entwicklung. Auf dem Weg in die Abstraktion sind in der figürlichen Komposition noch seine Wurzeln im zentraleuropäischen Jugendstil und Symbolismus spürbar. Modernste technische Entdeckungen verschmelzen mit esoterischen Theorien. Das aus Privatbesitz erworbene Werk ist das international am häufigsten angefragte der Bochumer Sammlung, es repräsentiert deren ost- und mitteleuropäischen Schwerpunkt.
Kunstmuseum Bochum
Tier und Mensch
Karel Appel
1958
97 × 195 cm
Öl auf Leinwand
Karel Appel war Mitbegründer der CoBrA-Bewegung (1948–1951), die alle traditionellen Regeln der Malerei über Bord warf. Für viele symbolisiert Appels Werk diese Bewegung, die farbenfrohe, spontane Kunst mit Fantasiewesen hervorbrachte. Etwa ab 1954 begann Appels Auseinandersetzung mit der Farbe selbst eine immer wichtigere Rolle zu spielen. Die Farbe wird mit großen, ausdrucksstarken Gesten auf die Leinwand aufgetragen. Zunächst stark von Pablo Picasso und Henri Matisse geprägt, lässt sich Appel auch von der Art Brut, insbesondere Jean Dubuffet, inspirieren und malt schlichte menschliche Figuren. Dargestelltes ist nur noch rudimentär erkennbar, wie auch im Werk Mensch und Tier, bei dem sich die Figuren nur noch erahnen lassen. In Schuhmachers Pinatubo ist ein ähnlicher Farbauftrag mit angedeuteten Darstellungen zu sehen.
Kunstmuseum Bochum
Blick durchs Fenster
Josef Sudek
2011
16,8 × 12 cm
Fotografie s/w
Blick durch verhängtes Fenster zeigt den Innenhof aus dem beschlagenen Atelierfenster des Künstlers Josef Sudek. Die malerisch wirkende Fotografie entstand während des Zweiten Weltkrieges. Zu dieser Zeit war der Künstler an seine Wohnung in Prag gebunden und fotografierte von innen aus seine Außenwelt. Sein künstlerisches Schaffen zeichnet sich durch Bildserien aus, die sich auf einen bestimmten Ort, ein bestimmtes Genre oder einen bestimmten Themenbereich konzentrieren. Kurt Schwitters Landschaftsgemälde entstand während seiner langen Hochzeitsreise im westfälischen Opherdicke, wo er sich in das Genre der Landschaftsmalerei vertiefte. Ähnlich wie bei Sudeks Werk, liegt auch hier der Fokus auf einem bestimmten Ort und Genre, denen sich der Künstler widmet.
Kunstmuseum Bochum
A la lisière
Toyen
1945
107 × 71 cm
Öl auf Leinwand
Die Künstlerin Toyen (geb. Marie Čermínová), die mit ihrem selbst gewählten, geschlechtsneutralen Künstlernamen durchs Leben ging, befasste sich in ihrem künstlerischen Schaffen mit Fragen nach Freiheit sowie politischer, sexueller und künstlerischer Identität. Sie wagte den Versuch, gesellschaftlich vorgegebene Grenzen zu überwinden. Das Gemälde A la lisière entstand unmittelbar nach dem Kriegsende und reflektiert die Gräueltaten des Krieges. Ähnlich wie bei Gilles Nach der Bombennacht, zeigt Toyens Werk eine Landschaft, die durch die Schrecken des Krieges zerstört wurde. Zu sehen sind ein brennender Waldboden und entlaubte Bäume. In einem der Bäume hängen zwei Galgen ähnliche Schlingen, die Gefahr und Tod erahnen lassen.
Kunstmuseum Bochum
Royal Winds III
Louise Nevelson
1960
Höhe: 138 cm
Assemblage
Nach anfänglich hauptsächlich keramischen Werken, findet die Künstlerin das Material für ihre Kunst auf der Straße. Ihr Werkstoff besteht aus weggeworfenen Alltagsgegenständen. Stuhl- und Tischbeine, Obstkisten, Holzreste, Toilettensitze oder Maschienenteile, die einst im alltäglichen Gebrauch waren, finden bei Nevelson ein neues Leben. Neu arrangiert und farblich gefasst – oft in Gold – werden Abfälle ästhetisiert, bekommen eine Art Altarcharakter – wie Günther Ueckers TV. Die goldene Arbeit steht in sich selbst im Widerspruch zu dem einst weggeworfenen, scheinbar wert- und nutzlosen Material, aus dem sie gefertigt ist. Nevelsons Blick fürs Detail im Zusammenspiel von Formen wurde wahrscheinlich durch ihre Erfahrungen in der Holzwerkstatt ihrer Eltern beeinflusst, eine wichtige biografische Gegebenheit, die oft nicht erwähnt wird.
Kunstmuseum Bochum
Komposition
Georges Mathieu
1956
81 × 130 cm
Mischtechnik auf Lwd.
Schnelligkeit, Spontanität, und Zufall sind die wichtigsten Bestandteile der Gemälde Jonction II von Karl Otto Götz und Komposition von Georges Mathieu. Laut Mathieu ist die Schnelligkeit des Schöpfungsaktes eine der wichtigsten Voraussetzungen für seine Malerei. Denn nur so kann sich der Geist ohne die Zurückhaltung durch rationale Überlegungen und Interventionen frei entfalten. In sehr schneller Bewegung, dabei die Kontrolle über das entstehende Bild fast verlierend, schleudert der von Kalligraphie und dem Gedankengut des Zen-Buddhismus inspirierte Künstler Farben und Material auf die Bildfläche.
Kunstmuseum Bochum
Dornberg im Herbst
Peter August Böckstiegel
1925
95 × 140 cm
Öl auf Leinwand
Peter August Böckstiegel ist ein wichtiger Vertreter der zweiten Generation der Expressionisten in Deutschland. Seine Werke sind geprägt von einem expressiven und farbstarken Malstil. Das Landschaftsbild Dornberg im Herbst entstand in den 1920er-Jahren. Zu dieser Zeit lebte der Künstler in seiner westfälischen Heimat und fand seine Motive vor allem in der Landschaft und in der ländlichen Lebenswelt Westfalens vor. Fernab der Metropolen, suchte er im bäuerlichen Milieu nach einer Aussöhnung von Mensch und Natur. Das Gemälde zeigt dieses heimatlich-westfälische Ideal in warmen und strahlenden Farben. Wilhelm Morgners Gemälde Der Mann auf dem Hügel greift auf ähnliche Weise die Themen von Heimat sowie Mensch und Natur auf.
Kunstmuseum Bochum
Kreisscheibe V
Diethelm Koch
1992
30 × 90 × 90 cm
Buchenholz, Stahl
Diethelm Koch und Peter Schwickerath gehören zu den Vertreter:innen der Konkreten Kunst in Nordrhein-Westfalen. Ihre Werke basieren alle auf einfachen geometrischen Formen wie Kreis, Kugel, Quadrat, Rechteck, Würfel oder Zylinder. Diethelm Kochs Skulptur Kreisscheibe V gehört zu einer mehrteiligen Serie. Zu sehen ist ein Halbkreis aus Stahl mit einem senkrecht darauf abgesetzten Halbkreis aus Buchenholz. Dabei fügt sich das Stahlelement in eine Aussparung des Holzes und bildet so eine Einheit mit ihrer Form. Auch die Farbe des Holzes und des oxidierten Stahls bilden eine weitgehende optische Einheit. Das Zerschneiden eines Basiskörpers, hier eines Kreises, öffnet die Möglichkeit weitere geometrische Formen zu bilden. Die Skulptur ist ein Beispiel für die Vielfalt der Formen und des Materials in Kochs Werken.
Kunstmuseum Bochum
Querläufer 3
Horst Linn
1994
140 × 280 cm
Stahlblech, Acrylfarbe
Horst Linn ist Bildhauer; er denkt und arbeitet in drei Dimensionen. Er zeichnet und formt räumliche Gebilde, die er mit Werkzeugen erschafft oder maschinell herstellen lässt. Kindheitserinnerungen beziehen sich auf die bildhauerische Tätigkeit seines Vaters. Allerdings konnte er dessen Material Stein nichts abgewinnen und bevorzugt Metall. Serielle Faltungen, die maschinell hergestellt sind, ziehen sich durch Horst Linns Querläufer. Das Prinzip der Faltung führt stets zur Veränderung des Flächenvolumens. Wie auch Helmut Bettenhausens Konstruktive Struktur Schwarz mit Rot 2196, ist Linns Querläufer unmittelbar sinnlich zu erleben, ohne Vorwissen. Seine Werke stellen nichts dar und verweisen auf nichts. Farben, Formen, Linien und Material stehen im Mittelpunkt. Herstellungsprozess, Arbeitsmethode und Subjektivität kreieren das Kunstwerk.
Kunstmuseum Bochum
Passage I
K.H. Hödicke
1964
150 × 96 cm
Öl auf Leinwand
Hödicke gilt als ein Pionier der Heftigen Malerei und der Neuen Figuration. Zu Beginn der 1960er-Jahre gehörte er zum so genannten kapitalistischen Realismus. Seine Bilder sind eine Reaktion auf das Großstadtleben, auf Schnelllebigkeit und Flüchtigkeit. Im Jahr 1964 entstand die fünfteilige Bildserie der Passagen. Sie zeigt Stadtsituationen, welche sich ähnlich wie in August Mackes Modes: Frau mit Sonnenschirm vor Hutladen in Schaufenstern spiegeln. Der Künstler schafft im Bild ein verwirrendes Zusammenspiel von Realitätsebenen, Spiegelungen und Überlagerungen. Diese erzeugen ein irritierendes Raumgefüge und erschweren es, sich im Bild zu verorten.
Kunstmuseum Bochum
Partition 130
Christiane Feser
2019
140 × 200 cm
Foto-Objekt
Christiane Feser baut Objekte aus Papier, fotografiert diese und nimmt die Fotografien unterschiedlicher Stadien, welche stets auf die Fläche reduziert sind, wiederum als Ausgangspunkt für weitere dreidimensionale Interventionen. Partition 130 ist auf den ersten Blick ein dreidimensionales Objekt, das bei näherer Betrachtung je nach Blickpunkt der betrachtenden Person ein Eigenleben entwickelt. Das Fotoobjekt besteht aus dem Grundmotiv Quadrat in unterschiedlichem Lichteinfall fotografisch festgehalten und von Hand mit der Schere oder Ähnlichem bearbeitet. Ein Sehen stets im Wandel und geometrische Formen finden wir auch bei László Moholy-Nagys Komposition A 17. Beide Künstler:innen verwenden einen Begriff aus dem Bereich der Musik für ihre Werktitel.