Kunstmuseum Gelsenkirchen
Komposition A 17
Laszlo Moholy-Nagy
1927
96,5 × 117,0 × 6,5 cm
Tempera auf Leinwand
Erworben 1965
Die Komposition A 17 vereint zentrale Sammlungsschwerpunkte des Kunstmuseums Gelsenkirchen wie etwa die Konkrete Kunst und die Kinetik. Angelehnt an seine fotomechanischen Experimente stellte László Moholy-Nagy hier keine gegenständlichen Motive dar, sondern fokussierte auf die abstrakten, geometrischen Formen und deren Komposition. Durch ihre Anordnung auf der Leinwand und die Überschneidungen der Flächen suggerieren die Formen Bewegung und erinnern an Maschinenteile.
Kunstmuseum Gelsenkirchen
Frugatti
Hermann Josef Kuhna
1996
130 × 150 cm
Öl auf Leinwand
Erworben 1997
Hermann Josef Kuhnas Werke sind der Auseinandersetzung mit Farbe gewidmet. In wechselnden koloristischen Grundkonstellationen entfaltet Kuhna eine in ihren Elementen atomisierte, funkelnde Farbfeldmalerei. Nicht auf einen Blick erfassbar, löst das Gemälde eine visuelle, pulsierende Rhythmik und Vibration aus. Frugatti besteht aus kleinteiligen Farbflecken, die wie ein Mosaik auf die Betrachter:innen wirken. Der Bezug von Kuhnas Farbfeldmalerei zu Ai Weiweis Coloured Vases stellt sich über die Farbkomposition ein. Die Installation Coloured Vases zeigt antike Vasen der Han Dynastie, die vom Künstler mit industriellen Farben verfremdet wurden. Die nun mehrheitlich pastelligen Farbtöne stellen eine Verbindung zu Kuhnas Arbeit her.
Kunstmuseum Gelsenkirchen
Lichtkinetisches Objekt Nr. 20
Werner Bauer
1985
82,5 × 82,5 × 19 cm
Lichtquellen, Motor, Holz, Kunststoff, Acrylglas
Erworben 1986
Werner Bauers Lichtkinetisches Objekt Nr. 20 besteht aus 129 wabenförmig angeordneten, identischen Plexiglaskegeln in einem schwarzen Kasten. Dieser ist nach vorne durch eine Glasscheibe verschlossen. Angetrieben von einem Motor, bewegt sich im Objektkasten eine Lochplatte über einer Lichtquelle. So entsteht ein Lichtspiel, bei dem in einem ungleichmäßigen Rhythmus Lichtkreise erscheinen, sich verzerren und wieder verschwinden. Den Betrachter:innen bietet sich eine sich beständig verändernde Oberfläche bewegter Lichtkreise, deren Form sich zufällig und immer neu ergibt. Im Gegensatz dazu sind die organisch geformten Neon-Leuchtmittel in Keith Sonniers Tunnel of Tears fest installiert und erzeugen einen unveränderlichen Lichtraum.
Kunstmuseum Gelsenkirchen
Lichtobjekte
Ingeborg Haas
1995
je 148 × 34 × 34 cm
Holz, Glas, Spiegel, Lichtquellen, dreiteilig
Dauerleihgabe der Künstlerin seit 2011
Hinter drei Glasscheiben breiten sich kristalline Panoramen aus Lichtquellen und Spiegelglas aus. Mittels der verspiegelten Innenseiten erzeugt Ingeborg Haas in ihren Lichtobjekten nach allen Seiten endlos wirkende Räume. Der durch vielfache Spiegelungen entstehende Eindruck wird durch das kleine Format der Guck-Kästen und die physische Trennung zwischen Betrachter:innen und Spiegelraum noch verstärkt. Es gibt keine Möglichkeit, die visuell verschwimmenden Grenzen des Raums haptisch zu begreifen. Auch Gianni Colombos Zoom Squares laden dazu ein, vollkommen in eine Lichtinstallation einzutauchen. Durch die Projektion von Lichtquadraten an Wände und Decke entsteht eine vielschichtige Rauminstallation, in der die Betrachter:innen Teil des Kunstwerks sind und von diesem vollständig umgeben werden.
Kunstmuseum Gelsenkirchen
Klangsäule
Peter Vogel
1980
248,5 × 45,5 × 45,5 cm
Metall, Widerstände, Fotozelle, Lautsprecher, Prozessoren
Erworben 1981
Peter Vogels Klangsäule ist eine über zwei Meter hohe kubische Metallstele, in derem Inneren Lautsprecher und andere Elektroteile verbaut wurden. Dabei ist der technische Aufbau der Skulptur offen einsehbar. Zentral ist der Klang des Objekts, der durch Interaktion ausgelöst wird: Denn das Werk reagiert auf Lichtveränderungen durch die Schatten der Betrachter:innen. Diese lösen die Elektronik aus und erzeugen Töne, die aus den Lautsprechern erklingen. Variiert die Länge des Lichteinfalls, so variiert auch die Klangfarbe und die Geschwindigkeit der Töne. Der Bezug zu den Arbeiten Studie Stiletto und Red Heels von Heiner Meyer ist rein assoziativ. Beide säulenartigen Objekte bestehen aus miteinander vernetzten Modulen.
Kunstmuseum Gelsenkirchen
Eigenform, Kreissegment schwarz
Anton Stankowski
1988
50,3 × 49,8 × 2,5 cm
Holz, lackiert
Erworben 2002
Ab 1987 arbeitete Anton Stankowski an der Serie Eigenformen. Dabei handelt es sich um Bildobjekte aus bemalten, auf Holz aufgezogenen Leinwänden in geometrischen Formen. In Verbindung zu seinen angewandten Designs und seiner freien Malerei überträgt Stankowski das Zusammenspiel von Farbe und Form ins Plastische. Die reliefartigen Eigenformen sind nahezu von der Wand abgehoben und holen somit die Konkrete Kunst von der Bildfläche in den Raum. Als eine Weiterentwicklung dieser Bildobjekte lässt sich Peter Schwickeraths Stahlschnitt verstehen. Darin findet sich ebenfalls eine Auseinandersetzung mit dem Verhältnis verschiedener geometrischer Formen zueinander und zum umgebenden Raum. Durch die Kreuzung der zwei Stahlelemente wird darüber hinaus das Volumen verstärkt in den Fokus gesetzt.
Kunstmuseum Gelsenkirchen
Herbstlandschaft bei Davos
Ernst Ludwig Kirchner
1936
100,5 × 96,5 cm
Öl auf Leinwand
Erworben 1960
Das expressionistische Gemälde Herbstlandschaft bei Davos von Ernst Ludwig Kirchner zeigt einen Ausblick auf die Stafelalp, einem häufig gewählten Motiv Kirchners, der ab 1917 in Davos lebte. Dominant ist der Orange-Grün-Kontrast der Herbstlandschaft. Übergroße Nadelbäume zur Linken stehen einer weiten Berglandschaft mit dem Kurhaus Clavadel auf der rechten Bildhälfte gegenüber. Die monumentale Wirkung der Natur wird durch die unten links dargestellten Personen verstärkt, die im Vergleich zu den massiven Bäumen und Bergketten klein wirken. Auch Gabriele Münter wählt in ihrem ebenfalls expressionistischen Gemälde Schneelandschaft bei Kochel die alpine Landschaft als Thema. Eine weite verschneite Fläche steht im Kontrast zu den rot gehaltenen Gebirgsmassiven und einem leuchtendblauen Himmel.
Kunstmuseum Gelsenkirchen
Électromagnétique
Takis (Vassilakis)
1959
⌀ 16 × 55 cm
Korkkugel, Magnetstifte, Plexiglas, Elektromagnet
Erworben 1986
Bewegung ist das zentrale Thema von Takis installativer Arbeit Électromagnétique. Eine weiße Korkkugel hängt über einer schwarzen Plexiglasscheibe, auf der mittig ein Elektromagnet positioniert ist. Dieser wird in regelmäßigen Abständen ein- und ausgeschaltet. Durch die magnetische Wechselwirkung wird die Kugel, in welche acht Metallstifte eingelassen sind, in eine raumgreifende Pendelbewegung versetzt. So wird die unsichtbare Kraft des Magnetismus visuell greifbar. Der Aspekt der Bewegung verbindet Takis mit der Installation Zeit ist keine Autobahn – Basel von Michael Sailstorfer. Der an der Wand installierte Reifen dreht sich um die eigene Achse und nutzt sich durch die konstante Bewegung immer weiter ab, so dass sich über die Zeit die Form des Objektes verändert.
Kunstmuseum Gelsenkirchen
Umformer Nr. V
Wolfgang Liesen
1970
ca. 80 × 100 × 100
Holz, Blei, Stahl
Dauerleihgabe aus Privatbesitz seit 1997
Als Umformer beschreibt Wolfgang Liesen Werke, in denen ein Objekt massiv auf ein anderes einwirkt. Klingenartige Objekte durchstoßen im Umformer Nr. V eine aus vier gestaffelten Stahlquadraten bestehende Tischplatte. Die Quadrate werden durch Schnitte zu gewellten Bahnen aufgeworfen. Der zerstörerische Eingriff lässt so neue Formen und Ordnungen entstehen. Obwohl es sich um ein statisches Objekt handelt, werden im Spannungsfeld der Formen Bewegungsabläufe wahrnehmbar. Motivisch findet sich die Kombination von Tisch und Stahl auch im Aktions-Relikt Ohne Titel (Stahltisch) von Anatol Herzfeld. Hier wurde der Stahltisch mittels angebrachter Leuchten und Stahlbügel zu einem Kontrollinstrument umgestaltet, welches die Bewegung und Kommunikation der Perfomer:innen einschränkt.
Kunstmuseum Gelsenkirchen
Mädchen mit Strohhut im Birkenwald
Paula Modersohn-Becker
1903
88,5 × 68 cm
Öl auf Pappe
Erworben 1955
In gedeckten Farben malt Paula Modersohn-Becker ein Mädchen, das die Arme um einen Birkenstamm legt. Mädchen mit Strohhut im Birkenwald ist exemplarisch für das von ihr häufig gewählte Motiv der in die Natur eingebundenen Frauen und Mädchen. Hier spiegelt der Birkenwald das Umland der Künstlerkolonie Worpswede wider, wo Modersohn-Becker Überlegungen zum Farb- und Bildaufbau entwickelte: Aus dem Moment heraus wählt sie die Farben nach ihrem eigenen Empfinden. Die vereinfachten Darstellungen entsprechen nicht länger dem realen Motiv und machen Modersohn-Becker so zur Wegbereiterin des Expressionismus. In ihrer Nachfolge entsteht auch Wilhelm Morgners Gemälde Der Mann auf dem Hügel, dass sich hinsichtlich der Farben und abstrakten Formen noch deutlicher vom seinem Vorbild in der physischen Welt abgrenzt.
Kunstmuseum Gelsenkirchen
ohne Titel, Lichtobjekt (Hommage à Letto)
Walter Giers
1975
75 × 75 × 6 cm
Acrylglas, Regler, Elektronik, Lichtquellen, Lautsprecher
Erworben 1980
Die Licht- und Klang-kinetische Arbeit o.T. Lichtobjekt (Hommage à Leto) von Walter Giers gibt seine Funktionsweise und Beschaffenheit vollumfänglich preis. In einem Acrylglaskasten befinden sich sichtbar eine Steuerelektronik, ein Lautsprecher, 15 Lichtleisten sowie zwei Regler. Durch die manuelle Bedienung der Regler kann die Lichtbewegung in den Leisten beschleunigt oder verlangsamt werden. Außerdem lässt sich die Lautstärke der erzeugten Töne verändern. Während Giers Lichtleisten an ein Testbild oder das Rauschen eines Fernsehers erinnern, arbeitet Günther Uecker mit einem tatsächlichen TV-Gerät. Dabei steht der Objektcharakter als Alltagsgegenstand mehr im Interesse des Künstlers als seine technische Beschaffenheit. Durch die Benagelung wird das Gerät seiner Funktion enthoben.