Ludwiggalerie Schloss Oberhausen
Red Heels
Heiner Meyer
2021
330 × 550 × 600 cm
Stahl
Erworben 2021
Als Popart 2.0 bezeichnet der international agierende Bielefelder Künstler Heiner Meyer sein Schaffen. Auch für seine Skulptur, die im März 2021 vor der LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen aufgestellt worden ist, wählt er ein in der Popart bekanntes Thema: den Schuh! In der Art eines Scherenschnitts angelegt, winden sich die High Heels zu einer 6m hohen Schuhpyramide empor. In ihrer signalroten Farbigkeit nehmen sie zum einen das rosa Schloss ins Farbkonzept mit auf und setzen sich zum anderen als Komplementärkontrast zu dem umgebenden Grün ab.
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Das lasse ich mir…
Laas Abendroth
2008-2014
je 120 × 100 cm (als Triptychon)
Öl auf Leinwand
Erworben 2021
Laas Abendroths Triptychon hinterfragt die Künstler-Rolle in der Gesellschaft und Museumslandschaft. Seine Werke sind tief ironisch. Der Satz „Das lasse ich mir von einem Kurator nicht denken“ stellt die kuratorische Arbeit im musealen Kontext infrage. Genauso kritisch beleuchtet er seine eigene Arbeit, indem er auf den Konzeptkünstler verweist, der durch einen Bretterverschlag dem Kunstwerk selbst das Wort verbietet. Sehr passend wirkt hier das Werk von Beuys‘ Schüler Anatol. Der Stahltisch wurde im Rahmen einer Performance genutzt, bei der es um die Hinterfragung von Regeln des demokratischen Rederechts und Selbstermächtigung ging. Den drei am Stahltisch fixierten „Sprechern“ wurde immer wieder durch Lichtsignale das Wort erteilt oder verboten. Hierdurch wird auch die Steuerung von menschlicher Interaktion durch Technik reflektiert.
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Mutter und Tochter
Gerhard Richter
1965
180 × 110 cm
Öl auf Leinwand
Erworben 1974
Richters Gemälde basiert auf einer Fotografie, die er in seinem Atlas-Konvolut, einer Sammlung von Fotografien, Zeitungsausschnitten und Skizzen, seit Mitte der 1960er-Jahre zusammentrug. Mutter und Tochter, das sind die zu dieser Zeit in den Medien omnipräsente Schauspielerin und Filmikone Brigitte Bardot und ihre Mutter, die hier Arm in Arm auf den Betrachtenden zuschreiten. Obwohl die Werke von Richter und Uecker, die zusammen an der Kunstakademie in Düsseldorf studiert haben, verschiedener nicht sein könnten, setzen sie sich beide mit der Medienkultur auseinander. Mit dem Medialen, genauer gesagt mit der Allgegenwärtigkeit des TVs, beschäftigt sich nämlich auch Günther Ueckers gleichnamiges Werk von 1963. Durch die Bearbeitung des Objekts mit einer Vielzahl von Nägeln wird es seiner Funktion als nutzbarem Einrichtungsgegenstand beraubt und zu einem Kunstobjekt transformiert.
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Komposition
Ernst Wilhelm Nay
1955
36 × 52,6 cm
Farblithografie
Erworben 1959
Ernst Wilhelm Nays farbenfrohe Komposition von 1955 reiht sich in seine Schaffensperiode der „Scheibenbilder“ ein. Wie an diesem Werk deutlich wird, nehmen die Scheiben, rund anmutende Formen, die allein durch das bloße Aufsetzen des Pinsels entstehen und so erweitert werden können, einen Großteil der Bildfläche ein. Freie Formen, die Größenverhältnisse der flächigen Bildelemente untereinander und auch der Einsatz von gestischen Pinselstrichen verleihen dem Werk eine innere Dynamik. Auch im Werk von Karl Otto Götz vernimmt man eine innere Spannung. In reduzierter Farbpalette wird die Eigendynamik des Farbauftrags in streichenden und schwungvollen Bewegungen deutlich. Während sich eine Vielzahl der Formen in Nays Werk in der Mitte bündeln, zeigt Götz‘ Gemälde durch Format und Formgestaltung eher eine Bewegungsabfolge von links nach rechts.
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Poem print bl.u.weiß
Ferdinand Kriwet
um 1969
125 × 125 cm
Siebdruck auf Leinwand
Erworben 1969
Immer größer werdende Kreise aus blauen Worten schließen einander mal mehr und mal weniger durchlässig ein. Die Buchtstaben überschneiden und überlagern sich in Ferdinand Kriwets Werk, als wäre die Druckerpresse von Zeit zu Zeit ein wenig verrückt worden. Die Mitte dieser Kreise ist eine runde, weiße Fläche, die ähnlich wie das Auge eines Sturms, völlig frei von Worten ist. Das Werk stellt eine Symbiose von künstlerischer Darstellung und Poesie dar. Die Rhythmik und Ordnung der Poesie wird jedoch durch Lücken zwischen den Buchstaben und Worten immer wieder in Frage gestellt.
Um das freie und gleichsam begrenzte Spiel mit geometrischen Formen geht es auch in László Moholy-Nagys Komposition A 17. Gemeinsamkeiten sind hier die dominierende Kreisform, sowie der Bruch mit Symmetrie und Einheitlichkeit.
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Apple Store 1 + 2
Gudrun Kemsa
2013
je 69 × 98,5 cm
Pigmentdruck
Erworben 2017
Die hohen Glasfronten des Apple Stores, die hier in Szene gesetzt werden, spiegeln ihre verzerrte, urbane Umgebung wider. Durch die Spiegelungen entstehen Fragen von Perspektive, Schein und Wirklichkeit. Weder das Innere des Stores noch das berühmte Logo sind zu sehen. Die Menschen der Stadt stehen vor den Scheiben oder gehen am Gebäude vorbei. Trotz ihrer Passivität treten sie durch die Spiegelungen in direkte Interaktion mit der transparenten Architektur.
Viel aufmerksamer scheint da die Betrachterin in August Mackes Modes: Frau mit Sonnenschirm vor Hutladen an der präsentierten Ware interessiert. Bei beiden Werken findet ein Spiel zwischen innen und außen auch mit den Betrachtenden statt.
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Das Vordringen der Quadrate
Franz Radziwill
1956
72 × 77 cm
Öl auf Sperrholz
Erworben 1963
Franz Radziwills Das Vordingen der Quadrate widmet sich dem Spiel mit Räumlichkeit und Wirklichkeit. Naturalistische Bildelemente stehen unwirklichen Architekturen und fliegenden Fantasiewesen gegenüber, während die Farbfläche über dem Horizont zur Hälfte himmelblau erscheint und zur anderen Hälfte aus roten, blauen und braunen Quadraten besteht. Die dadurch entstehenden Raster greifen in einen realistisch erscheinenden Bildraum hinein.
Der Stahlschnitt von Peter Schwickerath überträgt die Idee des Vordringens geometrischer Formen ins Dreidimensionale und nutzt damit die Möglichkeit von Kunst im öffentlichen Raum, eine Beziehung mit der Umgebung einzugehen.
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Wrapping Paper
Sylvie Fleury
1993
100 × 70 cm
Offsetdruck
Erworben 2021
Das Geschenkpapier der Schweizer Künstlerin Sylvie Fleury zeigt kleine Darstellungen verschiedener Luxusprodukte der Marke Chanel, die sich in einer gleichsamen Reihenfolge wiederholen. Neben Parfümflakon, Handtasche und Damenschuh reiht sich auch das Logo der Luxusmarke ein: das in sich verschlungene doppelte C. Durch die gleichmäßige Wiederholung der kleinen Piktogramme, auch Rapport genannt, wird eine ordentliche, gemusterte Fläche konstruiert.
Auch bei Helmut Bettenhausen geht es um die rhythmische und sich wiederholende Struktur der gestalteten Oberfläche. Dabei ähneln sich sowohl die Formate der Werke als auch die Abstände zwischen den einzelnen repetitiven Bildelementen, die sich tapetenartig über die Bildfläche spannen.
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Macht Geschenke
Christin Lahr
2009 - 2011
je 10,5 × 15 cm
Postkarten
Erworben 2017
Mit den sechs Postkarten belegt Christin Lahr ihre systemkritische Aktion Macht Geschenke, die am 25. Mai 2009 beginnt. Seit diesem Tag überweist die Künstlerin täglich einen Cent an das Bundeministerium für Finanzen, wobei sie in den Verwendungszweck jeweils 108 Zeichen aus Das Kapital – Kritik der politischen Ökonomie von Karl Marx schreibt. Nach etwa 43 Jahren wird der gesamte Text des Werkes übermittelt sein. Die Aktion soll einen Impuls zur kritischen Refelexion der politischen Ökonomie Deutschlands geben. In Ai Weiweis Coloured Vases geht es ebenfalls um die Hinterfragung des Gesellschaftssystems. Historische chinesische Vasen wurden in einer sozialkritischen Aktion mit industriell gefertigter Farbe übermalt. Thematisiert werden die fehlende Wertschätzung historischer Handwerkskünste in China und die verheerenden Auswirkungen der Kulturrevolution.
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Detlef, aus der Reihe: Männerbeine kämmen
Billie Erlenkamp
60 × 40 cm
Farbfotografie
Erworben 2014
Für eine Aktion im Frauenmuseum Bonn kämmte die Künstlerin Billie Erlenkamp die Beinbehaarung von Männern. Es entstanden feine weibliche Akte. Die sinnlichen Frauenkörper stehen im Kontrast zu dem gesellschaftlichen Konstrukt der Männlichkeit, das auch über Beinbehaarung ausgedrückt wird. Obwohl diese bei Frauen in unserer Gesellschaft momentan nicht akzeptiert wird, erobert der weibliche Körper hier ein „männliches“ Attribut für sich zurück, ein Vorgehen, das auch die Body-Positivity-Bewegung unterstützt.
Wilhelm Lehmbruck, der den weiblichen und männlichen Körper in ihrer Schönheit und Reinheit schätzte, schuf mit seiner Großen Sinnenden ebenfalls eine aufrecht stehende Figur. In skulpturaler Form arbeitete er eine eher geometrische und starre Figur aus, bei der es ihm besonders um Gleichgewicht und Körpervolumen ging.
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Wie monochrom ist Monochrom?, gelb
Hartwig Kompa
2012
166 × 86 × 2 cm
Aluminium, farbiges Glasmehl
Erworben 2021
Die Auseinandersetzung mit Farbe und ihrer Materialität ist der Kern des künstlerischen Werks von Hartwig Kompa. In serieller Ausführung befasst Kompa sich mit rein monochromer Farbigkeit. Die hier gezeigte Beschäftigung mit der Farbe Gelb bedient sich des geschichteten Auftrags von Glasmehl, das dem Werk eine ganz besondere Tiefe und Struktur verleiht. Es geht um den Ausdruck, die Vorstellungen und Assoziationen, die durch die Betrachtung des Darstellungsgegenstandes „Farbe“ evoziert werden können. Ebenfalls ganz der Wirkung von Farbe und Raum verschrieben war der Bottroper Künstler Josef Albers. In seinem Werk Oscillating (A) finden sich verschiedene Farben und rechteckige Formen wieder. Ihm geht es um die subjektive, kognitive und teils illusionistische Wirkung von verschiedenen Kombinationen von Formen und Farben.