Märkisches Museum Witten
Schneelandschaft bei Kochel
Gabriele Münter
1909
70 × 53 cm
Öl auf Pappe
Erworben aus der Galerie Otto Stangl, München 1955
Das Märkische Museum Witten als ältestes Museum im Ruhrgebiet, vermittelt durch seinen Sammlungsbestand einen Überblick über die Entwicklungen deutscher Kunst seit 1900. Sein Schwerpunkt ist die deutsche Malerei und Grafik der Nachkriegsjahre mit dem Schwerpunkt des Informel. Besondere Beachtung findet seit einiger Zeit aber unser Bestandssegment des Expressionismus. Von jeher stand aber das Gemälde Schneelandschaft bei Kochel von 1909 der Künstlerin Gabriele Münter im Mittelpunkt des Interesses. Die farbenprächtige, intensive und stimmungsvolle Schilderung der subjektiven Landschaftswahrnehmung der Künstlerin bewirkt bei den Rezipient*innen fast durchweg ein positives Kunst- und Bilderlebnis.
Märkisches Museum Witten
Vibration Grün-Violett-Orange
Kuno Gonschior
1961/63, beendet 1969
100 × 90 cm
Mischtechnik auf Leinwand
Erworben aus der Galerie Mutzenbach, Dortmund 1970
Sonniers Werk Tunel of Tears besteht aus farbigen Neonröhren, die in zwei nebeneinander liegenden Räumen angeordnet sind und eine immersive Erfahrung für die/den Betrachtenden schaffen. Die Neonröhren sind zu tränenartigen Gebilden geformt und weisen einen Farbverlauf von Rot, Orange, hin zu Gelb und Blau auf. Zwischen den zwei verbundenen Räumen entsteht so, ein starker kalt-warm Kontrast. Frühe Bekanntheit erlangte Kuno Gonschior in den 60er Jahren mit Leuchtfarbenbildern, deren Farbpunkte und komplementäre Nachbilder das Auge bis an die Schmerzgrenze reizen. In Auseinandersetzung mit den Konzepten der „Interaction of color“ und der Konkreten Kunst untersuchte er unter anderem mit seiner Malerei aus Farbpunkten, das Wesen und die Qualität von Farbe. Beide Werke sind unterschiedliche optische Erfahrung von Farbigkeit, die von jeder/jedem Betrachter:in individuell wahrgenommen und verarbeitet wird.
Märkisches Museum Witten
Schwarze Kräfte
Heinz Trökes
1950
50 × 60 cm
Öl auf Leinwand
Erworben 1966
Das Gemälde zeigt eine Felslandschaft, über die eine Gruppe Fesselballone und ein Raumschiff gleiten. Neben diesen gegenständlichen Bildelementen baut sich eine abstrakte Parallellandschaft auf, bestehend aus schwarzen Linien und Elementen, die sich ebenso schwerelos im Geschehen zu bewegen scheinen. Trökes verbindet surrealistische Inhalte mit dem Moment der Abstraktion und schafft eine eigenwillige, an einen Traum erinnernde Erzählung. Der Bildhauer Michael Sailstorfer bewirkt mit seinen oftmals auch surreal anmutenden Installationen und Objekten Denkanstöße. Verstärkt durch Bewegung und Sound werden viele Arbeiten zu einem eigenartigen sinnlichen Erlebnis.
Märkisches Museum Witten
Der Kardinal
RISSA
1969
200 × 176 cm
Öl auf Leinwand
Erworben von der Künstlerin 1980
Das Märkische Museum hat mit Der Kardinal von RISSA auf Heiner Meyers Red Heels reagiert. In den 1960er-Jahren entwickelt RISSA einen Malstil, in dem Formen in einzelne Farbflächen/Farbsplitter aufgeteilt werden, die hart nebeneinander gesetzt erst aus entfernter Betrachtung eine zusammenhängende räumliche Wirkung ergeben. Der Kardinal sitzt in der Mitte des Bildes auf einem goldenen Thron, auf seinem Schoß ein großer Hecht, flankiert ist der Geistliche von zwei großen Hunden. Dieser Mann präsentiert sich als mächtiger und unnahbarer Mensch. Alte Symbole wie der Hund für Treue und der Fisch als Symbol für das Christentum wurden von RISSA hier modern übersetzt und ironisch dargestellt. Meiers Werk Red Heels besteht aus sieben aufeinander platzierten roten HighHeels. Der Schuh, speziell der Frauenschuh, spielt in der Pop Art von Beginn an eine zentrale Rolle. So eben auch im Werk von Heiner Meyer. Als Fetisch, Schönheitsideal und natürlich Statussymbol ist der Schuh ein unverzichtbares Detail.
Märkisches Museum Witten
Ruinendämonie
Erich Mueller-Kraus
1946
59 × 50 cm
Öl auf Hartfaser
Erwerb 1981
Nach 1945 entstanden viele Kunstwerke aus dem Bedürfnis, zu berichten, zu dokumentieren und zu kommentieren. Die Zerstörung von Städten war eine Tatsache, die die täglichen Lebensbedingungen der Künstler: innen maßgeblich beeinflusste. Gilles und Mueller-Kraus setzten sich beide mit der Zerstörung der Städte auseinander. Während Gilles Werk Nach der Bombenacht strahlende farbige Fragmente beinhaltet, ist Mueller-Kraus‘ Ruinendämonie in dunklen Braun- und Grüntönen gehalten. Auch hier sind Fragmente zu sehen, die an zerstörte Architektur erinnern. Zudem steigen amorphe Figuren empor, die den Betrachtenden an Geister oder tote Seelen erinnern können. Der Begriff der Ruinendämonie entstand schon im 18. Jahrhundert als Reaktion auf die Zerstörungen und Veränderungen, die durch die industrielle Revolution und die Umgestaltung der Landschaften verursacht wurden. Ruinen wurden zu einem Symbol für Vergänglichkeit, Erinnerung und die Unausweichlichkeit des Verfalls.
Märkisches Museum Witten
Werkanlage
Gustav Deppe
1949
26,5 × 47,5 cm
Öl auf Leinen
Erworben vom Künstler, Witten 1949
Ganz besonders beeindruckten Gustav Deppe die technischen Neuerungen und Errungenschaften des Wiederaufbaus nach 1945, und wie sie weithin die Landschaft des Ruhrgebietes veränderten. Brachlandschaften, Hochöfen Hochspannungsmasten, Antennenwälder und Werkgroßanlagen im Ruhrgebiet waren fortan ein Hauptthema seines künstlerischen Schaffens. Hier ging es für Deppe auch um eine besondere Hervorhebung und Ästhetisierung des Funktionalen und Alltäglichen sowie um die Veränderung des Lebensumfeldes und die Darstellung der Dominanz des Fortschritts. Der Künstler Georg Uecker hingegen schlägt Nägel in Gebrauchsgegenstände und alltägliche Objekte, um sie aus ihrer banalen Funktionalität zu befreien und ein Kunstwerk aus ihnen zu machen. In Ueckers Werk steht stets der Nagel im Fokus, der in das Objekt eindringt und es äußerlich verändert.
Märkisches Museum Witten
Sommerabend, aus: Landschaften oberhalb des Gesichtsfeldes (Ruhrstraße in Witten)
Gustav Deppe
1947
42 × 55 cm
Öl auf Papier
Erworben vom Künstler, Witten 1949
Die imposante Stahlarbeit von Peter Schwickerath stellt eine Art Tor oder Rahmung zum dahinterliegenden Landschaftsbereich dar. Es ist eine zweiteilige, begehbare Arbeit; der herausgeschnittene Halbkreis liegt auf dem Boden und kann betreten werden. Von beiden Seiten der Plastik können unterschiedliche Perspektiven fragmentarisch durch den rahmenden Halbkreis auf die Landschaft wahrgenommen werden. Der Mitbegründer der Künstlergruppe junger westen Gustav Deppe erschuf nach dem Krieg ein stimmungsvolles Werk, das einen Blick gen Himmel an einem sommerlichen Abend festhält. Auch hier ist es lediglich der Ausschnitt, der die Sicht auf provisorische, oberirdische Stromnetzte mit Beleuchtungen, Schornsteinen und Verkehrsschildern freigibt. Die besondere Atmosphäre eines flüchtigen Sehmoments wird hier eindringlich geschildert.
Märkisches Museum Witten
Zwei Mädchen
Karl Hofer
1946
100 × 80 cm
Öl auf Leinwand
Erworben aus dem Kunsthandel (Auktion Ketterer, Prov. Stuttgarter Kunstkabinett R.N. Ketterer 1956) 1956
Das Gemälde des westfälischen Expressionisten Wilhelm Morgner zeigt einen Mann, der von einem Hügel auf ein umgepflügtes Feld mit einem Bauernhaus schaut. Der dramatische wolkenbesetzte Himmel dominiert in starkem Gelb und Blau. Ob die dargestellte Person von der Feldarbeit ruht oder Rast während eines Spaziergangs macht, erfahren wir nicht. Der Moment des Alleinseins und Betrachtens, vielleicht auch der Zustand von Einsamkeit könnten hier Thema sein. Die Zwei Mädchen hingegen haben einander und wirken eng miteinander verbunden. Ein Mädchen sitzt mit nacktem Oberkörper auf einem Stein und wird von dem zweiten zärtlich umschlossen. Landschaft und Natur spielen hier, im Gegensatz zu Morgners Werk, eine nebensächliche Rolle. Beide Figuren wirken, als seien sie in eine künstliche Bühnenlandschaft gesetzt worden.
Märkisches Museum Witten
Nervöses in Umbra (Gelbes Bild)
Gerhard Hoehme
1958
90 × 69 cm
Öl auf Leinwand
Erworben vom Künstler, Düsseldorf 1967
Auf Christian Rohlfs Interieur des Museum Folkwang reagiert das Märkische Museum Witten mit Gerhard Hoehmes Werk Nervöses in Umbra (Gelbes Bild). Es stammt aus dem ersten Schaffensjahrzehnt Hoehmes. Ein wichtiges Thema seiner Kunst war schon früh die Farbe, deren Entwicklung in den Raum hinein ihn faszinierte und Fläche und Form nur von untergeordneter Bedeutung waren. Der pastose Farbauftrag ist für die*den Betrachtenden sofort erkennbar. Die daraus entstehende Struktur verleiht dem Werk einen visuellen Rhythmus, der wie ein Relief wirkt. Auch in Christian Rohlfs Gemälden ist die Struktur der Oberfläche, die durch einen Rhythmus von Linien, Formen und Texturen entsteht von zentraler Bedeutung.
Märkisches Museum Witten
Komposition Nr. 38
Peter Brüning
1960
110 × 129 cm
Öl auf Leinwand
Erworben aus der Galerie Marianne Hennemann, Bonn 1979
Einem Gemälde der frühen 1990er-Jahre von Emil Schumacher steht ein Werk von Peter Brüning von 1960 gegenüber. Beide Künstler waren wichtige Vertreter des deutschen Informel. Emil Schumacher war Mitbegründer der Künstlergruppe junger westen im Ruhrgebiet und Peter Brünig trat der Gruppe 53 im Rheinland bei. Schumachers Malerei ist sehr dicht und pastos, wobei die unterschiedlichsten Materialien auf die Bildoberfläche aufgebracht wurden. Die Gemälde von Peter Brüning bedurften einer besonderen Vorbereitung. So wurde der Bildinhalt mit einer aquarellhaften, zarten Untermalung festgelegt, die sich im Laufe des Malprozesses verfestigte. Die Komposition wirkt schwebend im Raum und überlässt eine mögliche Deutung den interessierten Betrachter:innen.
Märkisches Museum Witten
OE 267
Rupprecht Geiger
1957
95 × 100 cm
Öl auf Leinwand
Erworben aus der Galerie Wintersberger, Köln 1976
Beide Werke zeichnen sich durch geometrisch-abstrakte Elemente, die einen dreidimensionalen Raum öffnen aus. László Moholy-Nagy war eine Schlüsselfigur am Bauhaus, die von 1919 bis 1933 in Deutschland bestand und eine bedeutende Rolle in der Entwicklung moderner Kunst und Design spielte. Als Lehrer am Bauhaus betonte Moholy-Nagy die Bedeutung der Verbindung von Kunst, Industrie und Technologie. Seine experimentelle und multidisziplinäre Herangehensweise an Kunst und Design hat das Bauhaus beeinflusst. Obwohl Rupprecht Geiger kein direkter Schüler des Bauhauses war, wurde er von den Ideen und Ansätzen dieser einflussreichen Kunstschule beeinflusst. Geiger entwickelte einen unverwechselbaren Stil, der sich durch klare, geometrische Formen und leuchtende Farben auszeichnete. Seine Werke zeichnen sich oft durch große, einfarbige Flächen aus, die eine starke emotionale Wirkung haben können.