Museum Haus Opherdicke, Holzwickede
Ohne Titel (Landschaft und Hof Opherdicke)
Kurt Schwitters
1916
14 x 24 cm
Öl auf Holz
Kunstbesitz Kreis Unna
Erworben 2002
Das Frühwerk von Kurt Schwitters repräsentiert die Verschollene Generation – von den Nationalsozialisten verfemte Künstler*innen – mit der sich Museum Haus Opherdicke profiliert hat. Avantgardistische Kunst zu präsentieren und den historisch gesellschaftlichen Kontext zu vergegenwärtigen sind konzeptuell unser museales Anliegen, auf der einen Seite. Auf der anderen Seite zeigt das kleine Gemälde des später berühmten Künstlers das Gebäude des heutigen Museums in seinem damaligen Zustand.
Museum Haus Opherdicke, Holzwickede
Am Ammersee
Herbert Rolf Schlegel
um 1950
90 x 100 cm
Öl auf Leinwand
Kunstbesitz Kreis Unna, Sammlung Axel Hinrich Murken
Emil Schumachers Pinatubo zeigt mit dem Vulkan im übertragenen Sinne die Kraft der Natur – das Feuer, das aus dem Berg kommt, als farbliche und nicht darstellende Komposition. Auf der Bildebene lodert auch Herbert Rolf Schlegels (1889-1972) Wald in der neusachlichen Darstellung eines Pfades entlang eines kleinen Baches, der in den Ammersee führt. Feuer und Wasser, rote und blaue Farbigkeit steigert Schlegel mit dem Primärkontrast. Das von Gelb über Braun bis ins Rötliche verfärbte Laub hat dabei eine eigene malerische Qualität, nicht darstellend, sondern gestisch lodernd, stellt es eine Verbindung zur informellen Darstellung der Naturgewalten her.
Museum Haus Opherdicke, Holzwickede
Abend am Ammersee mit drei Mädchen am Ufer
Herbert Rolf Schlegel
1925
65 x 70 cm
Öl auf Leinwand
Kunstbesitz Kreis Unna, Sammlung Axel Hinrich Murken
Die Schneelandschaft von Gabriele Münter leuchtet in den expressiven Farben des Abendrots. Den weißen Flächen setzt die Malerin das rötlich schimmernde Bergmassiv entgegen. Bei Herbert Rolf Schlegel (1889-1972) laufen die schneebedeckten Gipfel im Hintergrund wie ein Band durch das Gemälde. Rückenfiguren führen die Betrachtenden in das Bild hinein, lassen den Blick vom Ufer über die spiegelnde Fläche des Ammersees bis zu den Alpen wandern. Für die Wahrnehmung der expressiven, farblichen Romantik Münters setzt Schlegel androgyne Protagonist*innen ein, als Personifikation des Blickes. Die Anwesenheit von Menschen in der Landschaft erinnert zudem an romantische Darstellungen der Kunstgeschichte.
Museum Haus Opherdicke, Holzwickede
Figurative Komposition
Hans Schröers
1968
100 x 100 cm
Öl auf Leinwand
Keith Sonniers Installation setzt sich aus zwei in kontrastierenden Farben ausgeführten Neonröhren zusammen, die wie leuchtende Pinselstriche im Raum schweben. Diese gestischen Kürzel verbinden ihn mit der informellen Malerei. Hans Schröers (1903-1969) studierte an der Düsseldorfer Kunstakademie und wurde 1930 Mitglied der Rheinischen Sezession. Aus seinen expressionistischen Landschaftsmalereien, Stadtansichten und Stillleben heraus entwickelte er einen eigenen abstrakten Stil. In der Figurative Komposition tauchen Personen als Chiffren auf, werden nur zeichnerisch angedeutet. Ansonsten entsteht die farbliche Spannung aus dem Kontrast von Rot und Blau, der Assoziation von Wärme und Kälte.
Museum Haus Opherdicke, Holzwickede
Stilleben
Luc Gerbier
1976
114 x 87 cm
Öl auf Leinwand
Das Werden und Vergehen wird in Gianni Colombos Zoom Squares durch das Wachsen und Schrumpfen der leuchtenden Quadrate versinnbildlicht. Diese Dynamik des Lebens greift Luc Gerbier (*1940) mit den vertrocknenden Blumen in dem momento mori als Sinnbild der Vergänglichkeit auf, indem er seine Farbpalette stark auf den Kontrast von Schwarz und Weiß reduziert. Auch ist es das Helle und Dunkle, der Gegensatz von Licht und Schatten, der auf einer existenzialistischen Ebene die italienische Arte povera mit dem französischen Nachfauvismus des Künstlers verbindet. Die Köpfe der Pflanze hängen nach unten, sogar an der Vase hinab bis auf die angedeutete dunkle, quadratische Tischplatte. Nur spärlich setzten die bläulichen Farbakzente und die Tonigkeit den kühlen Gesamteindruck der Melancholie um.
Museum Haus Opherdicke, Holzwickede
Stillleben mit Stöckelschuhen und Halskette
Herbert Rolf Schlegel
um 1934
50,5 x 60 cm
Öl auf Leinwand
Kunstbesitz Kreis Unna, Sammlung Axel Hinrich Murken
Der hochhackige Pumps wird attributiv meist einem weiblichen Schönheitsideal zugesprochen. Heiner Meyers Stahlskulptur greift das modische Accessoire der Popkultur als Silhouette auf und stapelt mehrere dieser Schuhe zu einer Komposition. Herbert Rolf Schlegel (1889-1972) dagegen präsentiert ein einzelnes, offenbar ausgewähltes Paar auf einem blauen Kissen. Daneben finden sich Schmuck sowie Spitze und Seide im Hintergrund der Präsentation. Diese besonderen Schuhe scheinen fast wie ein Fetisch dargestellt zu werden, allerdings wird die Doppelbödigkeit der Darstellung übersehen, denn der Maler changiert zwischen tradierten männlichen und weiblichen Rollenzuschreibungen. So wurde er zuletzt manchmal in seinem Heimatdorf am Ammersee bei einem Spaziergang in vermeintlichen Damenschuhen gesehen.
Museum Haus Opherdicke, Holzwickede
Der Paravent
Edgar Ende
1957
70,2 x 98,8 x 0,4 cm
Öl auf Hartfaserplatte
Kunstbesitz Kreis Unna, Sammlung Axel Hinrich Murken
Werner Gilles stellt die erschreckenden Ruinen nach einer Bombardierung im Zweiten Weltkrieg ein paar Jahre später in fröhlichen Farben dar, was dem Grauen eine bizarre Leichtigkeit verleiht. Die Schrecken des Zweiten Weltkriegs waren auch für Edgar Ende eine einschneidende Erfahrung, die seine archaische Bilderwelt beeinflusste. Ebenfalls in einer Landschaft, nicht jedoch in der Stadt mit den zusammengewürfelten Formen, sondern von einer Mauer mit verschlossenem Tor begrenzt, sind Bruchstücke von Architektur zu sehen. Von einem Paravent gegen die Umgebung abgeschirmt, steht eine Skulptur auf einem mit einer Tischdecke dekorierten Sockel. Diese wirkt jedoch durch ihre unscharfen Konturen beinahe geisterhaft verklärt und entzieht sich der Identifikation.
Museum Haus Opherdicke, Holzwickede
Unruhe
Hubert Berke
1960
90 x 120 cm
Öl auf Leinwand
Sammlung Axel Hinrich Murken
Das verbindende Element der Malerei von Karl Otto Götz und Hubert Berke (1908-1979) ist der handwerklich schwungvolle Auftrag der Farbe auf die Leinwand. Götz arbeitet mit singulären Gesten, die er in chiffrenartigen Pinselschwüngen als Komposition stehen lässt. Unruhe verbreiten die kleinteiligen Farbspritzer im Vordergrund, die sich von den freien und breiten horizontalen Pinselzügen des Hintergrundes absetzen. Die Farbigkeit des lyrischen Informel des in der Nachkriegszeit hauptsächlich im Rheinland arbeitenden, letzten Schülers von Paul Klee an der Kunstakademie Düsseldorf, ist sehr zurückgenommen. Bis auf wenige blaue und rote Einsprenkelungen ist die Malerei auf Schwarz und Weiß sowie die Leinwand reduziert, ähnlich wie bei dem bekanntesten Protagonisten des Informel.
Museum Haus Opherdicke, Holzwickede
Landschaft
Rolf-Dietrich Ratzmann
1964
130.5 x 180.5 x 2.2 cm
Öl auf Leinwand
Der Name des Künstler Rolf-Dietrich Ratzmann (1944-1992) ist stark mit der Stadt Lünen verbunden, in der er nach seiner Flucht aus der DDR lebte und arbeitete. Wilhelm Morgner ist ebenso mit dem nahegelegenen Soest verbunden. Die expressiv dargestellte westfälische Landschaft verbindet die beiden Maler miteinander. Auch der breite und dynamisch gesetzte Pinselstrich sowie die aus der Umgebung resultierende Farbigkeit der Malereien bringt die mehr als ein halbes Jahrhundert auseinanderliegenden Werke zusammen. Ratzmann negierte jedoch mit dem Pinseleinsatz die „Kleinlichkeit“ zugunsten der starken Farbigkeit des Ausdrucks eines Neo-Expressionismus. So setzt sich das Gemälde aus gegeneinander gesetzten Farbflächen zusammen, die sich aus den Strukturen der Felder in der Soester Börde herleiten.
Museum Haus Opherdicke, Holzwickede
Fragmente
Edgar Ende
1936
70.5 x 90.5 x 2 cm
Öl auf Leinwand
Kunstbesitz Kreis Unna, Sammlung Axel Hinrich Murken
Der Blick in einen Kastenraum verbindet Christian Rohlfs mit Edgar Endes (1901-1965) Fragmenten. Während der eine, pointillistisch zusammengesetzte Raum präzise in Hagen im weltweit ersten Museum für zeitgenössische Kunst verortet ist, so finden sich in dem anderen keine Fenster- und Türrahmen und vor allem keine Zimmerdecke. Die angedeuteten und durchbrochenen Wände erheben in eine Vorstellungs- und Traumwelt. Protagonist:innen blicken von oben in das Zimmer auf die frei im Raum schwebenden Büsten. Die skulpturalen Oberkörper von Frauen und Männern verkörpern nachdenkliche Posen und fragende Gesten. Der bedeutende surrealistische Maler vererbte seine Bildwelt seinem Sohn Michael Ende, der sich auf literarische Weise der fantastischen und visionären Metaphern annahm.
Museum Haus Opherdicke, Holzwickede
Blick in die Düsseldorfer Galerie Johanna Ey
Herbert Rolf Schlegel
um 1914
60 x 60 cm
Öl auf Leinwand
Kunstbesitz Kreis Unna, Sammlung Axel Hinrich Murken
Während bei August Macke eine Frau die Auslage eines städtischen Hutgeschäfts begutachtet, gewährt Herbert Rolf Schlegel (1889-1972) Einblick in ein Ladengeschäft in Düsseldorf etwa im gleichen Jahr. Großflächige Pinselstriche setzen das Innere des Ladenlokales aus über Eck stehenden Verkaufstresen, Vitrinen und Regalen mit dem Angebot zusammen. In der spätimpressionistischen Manier seiner Studienjahre zeigt der später neusachlich arbeitende Maler den berühmten Raum, in dem ein Kapitel der Geschichte der modernen Kunst geschrieben wurde. Damals trafen sich die Künstler:innen in der Kaffeestube von Johanna Ey, und die spätere Galerie wurde zum Mittelpunkt der Künstlergruppe Das Junge Rheinland. Otto Dix schuf ein berühmtes Gemälde der befreundeten Mäzenin der jungen Kunst.