Museum Haus Opherdicke, Holzwickede

Die Taube

Edgar Ende

1955
70 x 49,6 cm
Gouache
Kunstbesitz Kreis Unna, Sammlung Axel Hinrich Murken

Anatols Stahltisch beinhaltet performativ den physischen Schmerz der Betrachtenden. Die Wundmale auf den Flügeln der Taube bei Edgar Ende (1901-1965) hingegen symbolisieren verallgemeinert den Schmerz. Statt mit Schwingen fliegen die Tauben mit Händen, die als Körperteile auch bei Anatol eine haptische Rolle spielen. Einer der Vögel zeigt den Betrachtenden blutige Wunden – ein Motiv, das auf die christliche Ikonografie bis hin zum gekreuzigten Christus als Schmerzensmann verweist. Früh hatte Edgar Ende gelernt, sich in einen meditativen Zustand zu versetzen, um in die Wirklichkeit einer geistigen Welt hinter der Schwelle der sinnlichen Wahrnehmung zu gelangen. Diese Fähigkeit zeichnet ihn als wichtigsten deutschen Vertreter des Surrealismus in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus und prägte auch seinen Sohn Michael Ende (1929-1995).