Osthaus Museum Hagen
Interieur des Museum Folkwang Hagen
Christian Rohlfs
Um 1903
60,3 × 49,7 cm
Öl auf Leinwand
Ankauf von Margarete Schüngeler 1964
Das Osthaus Museum Hagen besitzt rund 700 Werke des Künstlers Christian Rohlfs, der von Karl Ernst Osthaus gefördert wurde und bis zu seinem Lebensende im Hagener Museum gelebt und gearbeitet hat. Das Werk zeigt das Interieur des Ausstellungssaals des Folkwang-Museums in Hagen, das im Sommer 1902 als Privatmuseum von Karl Ernst Osthaus eröffnet wurde. Der dargestellte lichtdurchflutete Raum gewährt einen schönen Einblick in die von Henry van der Velde optimierte Architektur.
Osthaus Museum Hagen
Kühe auf der Weide
Walther Bötticher
1912
76 × 100,5 cm
Öl auf Leinwand
Erworben um 1930, Rückerwerb 1953 von Otto Bötticher, Lübeck
Der Maler Walther Bötticher zählte zu den jüngsten modernen Künstler:innen in der Sammlung des Hagener Folkwang-Museums. Bereits als Schüler hatte er das Museum besucht und kam dort mit Werken der Künstlergruppen „Brücke“ und „Der Blaue Reiter“ in Berührung. Davon inspiriert, bildete er eine ausdrucksstarke künstlerische Handschrift aus, die in Verbindung mit leuchtender Farbigkeit seiner Erzählfreude zugutekam. Davon zeugt ebenfalls das Gemälde Kühe auf der Weide, das in expressionistischer Manier eine ähnlich energiegeladene Stimmung und Atmosphäre vermittelt wie das Gemälde Schneelandschaft bei Kochel von Gabriele Münter. Vergleichbar ist ebenfalls die starke und kontrastreiche Farbgebung der hier sommerlichen Landschaft mit Bäumen und Kühen, die nahezu skizzenhaft vor Ort erfasst zu sein scheint.
Osthaus Museum Hagen
Tunnel Square " Down Under" Nr. 2
Hans Kotter
2013
Schenkung der Freunde des Osthaus Museums 2014
Hans Kotter ist ein Meister des Lichts. Seine Lichtskulpturen haben nicht nur eine sehr spezifische Aura, sie vermitteln zugleich die Idee einer Verbindlichkeit. Das Thema Licht begeisterte Hans Kotter schon während seines Studiums in New York. Der ausgebildete Maler beschäftigte sich u.a. mit den »Lichtmalern« des Impressionismus und arbeitet im Bereich der Fotografie, der Konzept-, Objekt-, Licht- und Installationskunst.
In Tunnel Square beschäftigt sich Kotter mit der Illusion des Raums. In diesem filigranen spiegelnden Glaskörper wird man einer geheimnisvollen Anziehungskraft ausgesetzt. Es ist ein magischer Tunnel, der unsere Blicke in die Tiefe anzieht.
Osthaus Museum Hagen
Ohne Titel
Otto Greis
1957
150,4 x 99,7 cm
Mischtechnik auf Hartfaser
Ankauf in der Galerie Winterberger, Köln 1985
Das Werk von Otto Greis fügt sich ein in die Kunst der Nachkriegsavantgarde. Sein frühes Schaffen wurde durch den engen Austausch mit Ernst Wilhelm Nay, einem wichtigen Vertreter der abstrakten Malerei in Deutschland, sowie mit der Künstlergruppe CoBrA geprägt. In der Formation „Quadriga“ trug Greis zusammen mit K. O. Götz, Bernard Schultze und Heinz Kreutz wesentlich zur Entwicklung des deutschen Informel bei.
Das 1957 entstandene Gemälde ohne Titel aus der Sammlung des Osthaus Museum Hagen ist ein Beispiel für die eigenständige Handschrift von Greis, welche er ab 1956 in der Loslösung vom informellen Stil entwickelte. Noch der Abstraktion verhaftet, begab er sich mit einem stark pastosen, mehrschichtigen und dreidimensionalen Farbauftrag in seinen Materialbildern auf die Suche nach der Form.
Osthaus Museum Hagen
De Profundo
Josef Albers
1968
60,5 × 60,5 cm
Öl auf Hartfaser
Geschenk des Künstlers 1972
Das Gemälde De Profundo gehört zu den seriellen Bilderreihen von Josef Albers. In einer festgelegten Ordnung treffen quadratische Farbflächen ohne Kontur wiederholt aufeinander und konstruieren den Bildaufbau. Die aus dem Zentrum verlagerten Fluchtpunkte und die bildparallele Anordnung der Quadrate bewirken, dass sich das flächige Bild ins Räumliche verwandelt. Auch erweitert die Farbe die flächige zur räumlichen und die statische zur dynamischen Erfahrung. Die unterschiedlich gestaffelten Flächen verändern die Erscheinungsweise der sich einander begegnenden Farben. Albers gelang so die Verknüpfung von Konstruktion und Intuition, die in der Rauminstallation Zoom Squares von Gianni Colombo eine Erweiterung in den Raum erfährt und die Raumwahrnehmung des Betrachtenden gleichermaßen irritiert.
Osthaus Museum Hagen
Ohne Titel (IV/69)
Ernst Hermanns
1969
I: 30 x 33 x 31cm
/ II: 30 x 31 x 32cm /
III: 20 x 31 x 26 cm / IV: 30 x 31 x 26 cm
4 Teile aus 5 Halbkugeln und einer Kugel
Erworben in der Galerie Stangl, München 1970
Die mehrteilige Skulptur von Ernst Hermanns setzt sich aus vier im Kreis gruppierten Modulen zusammen, die sich berühren und stabilisieren. Eine geschlossene Ordnung kann allerdings nicht hergestellt werden, so dass die Kreishälften – bei aller Harmonie – in Gänze eine fragmentarische Form bilden.
Ernst Hermanns war mit Gustav Deppe, Thomas Grochowiak, Emil Schumacher, Heinrich Siepmann und Hans Werdehausen Gründungsmitglied der Künstlergruppe »junger westen“. Michael Sailstorfer erhielt 2011 den Kunstpreis »junger westen«, ausgeschrieben für Plastik, Skulptur, Installation. Seine 2005 entwickelte Arbeit aus der Werkgruppe „Zeit ist keine Autobahn“, bestehend aus einem sich bewegenden und abreibenden Autoreifen, betont das Dissonante und ebenfalls Fragmentarische eines zeitgemäßen Skulptur-Ensembles.
Osthaus Museum Hagen
Mann / Kleiner Beobachter
Vlassis Caniaris
1983
180 x 50 x 60 cm und 120 x 30 x 30 cm
Materialassemblage, 2 Figuren
Schenkung des Künstlers 1991
Die skulpturale Arbeit Mann/Kleiner Beobachter von Vlassis Caniaris besteht aus Maschendraht, der als Träger von abgelegten Kleidungsstücken dient. Der aus Draht und zusammengeknülltem Papier bestehende Kopf lässt den Betrachter über die Identität der Person im Ungewissen. Mit den Arbeiten „Zum Wirtschaftswunder“ nutzte Caniaris die Techniken der Warenästhetik und enthüllte auf diese Weise nicht nur Funktionsweisen der Verschönerungstechniken, sondern brachte auch die Ärmlichkeit der Produkte des Wirtschaftswunders zur Anschauung. Vergleichbar motiviert wie die Aktion Die Vernehmung von Anatol und Joseph Beuys entwickelte der Künstler in den 1960er-Jahren eine eigene Sprache als Objekte-Macher, um kulturelle und soziale Ungleichmäßigkeiten in den industrialisierten Gesellschaften zu vergegenwärtigen.
Osthaus Museum Hagen
Landschaft auf Ischia
Werner Gilles
1955
34,2 × 46,1 cm
Öl auf Leinwand
Die Insel Ischia ist ein vielfach von Werner Gilles grafisch und malerisch bearbeitetes Motiv. Das Land schien eine Faszination auf den 1894 im Rheinland geborenen und im Ruhrgebiet aufgewachsenen Künstler auszuüben. In den 1920er Jahren war er als junger Mann mehrfach nach Italien gereist. Insbesondere seine Aufenthalte auf der Insel Ischia, wo der Künstler seit 1951 regelmäßig die Sommer verbrachte, wirkten sich prägend auf sein Gesamtwerk aus.
Die 1955 entstandene Landschaft auf Ischia spiegelt seinen Blick auf die Atmosphäre der Insel im Tyrrhenischen Meer mit ihrer reichen Flora und abwechslungsreichen Landschaft wider. Flächig ineinander verschachtelte abstrakte Formen in einer leuchtenden Vielfarbigkeit von Orange, über Violett, Rosa, Grün und Gelb deuten die charakteristischen Berge, Schluchten, Häuser und die felsige Küste im Spiel des Lichtes an.
Osthaus Museum Hagen
Hans-Hermann
Uwe Nickel
1974
121 x 101 cm
Acryl auf Leinwand
Erworben vom Künstler 1974
Das Bildnis Hans-Hermann ist eine typische Arbeit des Hagener Künstlers Uwe Nickel aus den 1970er-Jahren. Schon früh von der amerikanischen Pop Art inspiriert, schuf der Maler und Grafiker eine farbenfrohe Bilderwelt, die lebensbejahende Freude ausstrahlt. Das werbewirksame Potential seiner Kunst brachte ihm verschiedene Aufträge der Stadt und des Stadttheaters ein.
Das 1974 entstandene Kinderbildnis ist beispielhaft für die plakative Kunst des Malers. Das Konstrukt aus farbig ausgestalteten, festumrissenen Schablonen zeigt ein dunkelgekleidetes I-Männchen am Einschulungstag mit Schultüte vor einer buntfarbigen Kulisse, die einen städtischen Raum vermuten lässt. Entgegen der Namensnennung im Bildtitel bleibt die Identität des Kindes im Verborgenen, da die beige Fläche des Gesichts weder Augen, Nase noch Mund aufweist.
Osthaus Museum Hagen
Gelbes Bild
Otto Piene
1958
68 × 96,5 cm
Öl auf Leinwand
Erworben in der Galerie Schmela, Düsseldorf 1969
Das Entstehungsjahr des Gemäldes Gelbes Bild gilt als Gründungsjahr der Künstlergemeinschaft ZERO. In seinem Frühwerk entwickelte Piene monochrome Rasterbilder, bei denen er die Farbe mithilfe eines Siebes auf die Leinwand gedrückt hat. Die pastosen Rasterpunkte ergeben sich aus der Anordnung der Sieböffnungen und erzeugen auf der Leinwand eine dynamische Licht- und Schattenstruktur. Piene bezeichnete dieses Phänomen als »Vibration«, die eine Verbindung zwischen Bild und Betrachtenden erzeugen sollte.
Ein anderer Ansatz des künstlerischen Neuanfangs nach 1945 zeigt sich bei Werner Gilles. In seiner szenischen Darstellung Nach der Bombennacht (1950) setzt er sich thematisch mit der Kriegszerstörung auseinander. Im Unterschied zu Pienes radikaler Monochromie, bleibt Gilles in einer abstrakten Gegenständlichkeit in intensiven Farben verhaftet.
Osthaus Museum Hagen
Vera
Eva Aeppli
1970
185 cm (stehend)
Seide, Kapok, Watte, Seidengarn, Samt, Seidenrosen, Metallstab
Erwerb von der Künstlerin 1971
Bei der 1970 entstandenen Arbeit Vera von Eva Aeppli handelt es sich um eine elegant gekleidete Dame, die auf einem antiquierten Sessel sitzt. Scheinbar mit der Außenwelt in keinem Kontakt stehend, schaut sie in den Raum hinein, sich auf ein Ereignis konzentrierend. Dies ist der Bezug zum benagelten Fernseher älterer Bauart von Günther Uecker, der auf einem runden Möbelstück aus Holz platziert ist. Das ständige Fernsehen versetzt die Menschen in eine Trance, macht sie durch ständige Werbung nutzbar für die Industrie. Eva Aepplis Dame ist – bei aller Contenance – in jener Art Trance gefangen, die Uecker bewusst zerstören möchte. Beide Werke entwickeln in einer Gegenüberstellung eine perfekte Symbiose.