Osthaus Museum Hagen

Melancholie

George Minne

1899
51 × 40 × 32 cm
Marmor
Nachlass Ewald Becker 1946

George Minnes allegorische Darstellung der Melancholie fand ihren Ausdruck in einer marmornen Frauenbüste von klassisch-antikischer Schönheit. Ihr Gemütszustand verkörpert sich in der abgewandten, geneigten Kopfhaltung. Das jugendlich-zarte, ebenmäßige Gesicht wird von dem offenen Haar gerahmt. Die bewusste Sichtbarmachung der handwerklichen Machart erinnert an das „Non-finito“, das Moment des Unvollendeten, welches der Skulptur die Anmutung des Flüchtigen verleiht.

Die Kopfhaltung ist auch ein zentrales Merkmal von Wilhelm Lehmbrucks Plastik Die Sinnende. Beide Künstler zeigen den Typus einer entindividualisierten, in sich gekehrten Frau, die nicht mit dem Betrachtenden interagiert. Während Minne noch einer akademischen Formsprache verbunden ist, verschrieb sich Lehmbruck 14 Jahre später einer neuartigen Figurenauffassung.